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Der Traum von einer Medaille

Handball-WM: DHB-Frauen um Grit Jurack haben ein großes Ziel

St. Petersburg (dpa). An der Stätte herber Enttäuschungen für den Verband wollen die deutschen Handball-Frauen zu neuen Ufern aufbrechen.

Acht Jahre nach dem letzten Medaillengewinn peilt das Team um Grit Jurack bei der am Montag beginnenden Weltmeisterschaft in St. Petersburg wieder einen Platz auf dem Podest an. »Ich sehe gute Chancen für uns bei der WM, schon allein deshalb, weil viele Mannschaften im Umbruch sind. Wenn alles stimmt, haben wir die Chance auf eine Medaille«, verkündete die Spielführerin vom dänischen Erstligisten Viborg HK. Die frühere Leipzigerin ist als einzige aus der Mannschaft übrig geblieben, die 1997 bei der WM im eigenen Land Bronze gewann.
Mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen und dem Glauben an die eigenen Stärken fliegt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntag in die Zarenstadt, in der der DHB 2002 eine schmerzliche Abstimmungsniederlage um die Männer-WM 2005 gegen Tunesien erlitten hatte. Von den 17 Länderspielen in diesem Jahr verlor der EM-Fünfte nur drei Partien und erkämpfte zudem in Wien den ersten Sieg bei einem Nationen-Turnier seit 2002. Für Bundestrainer Armin Emrich wachsen trotzdem die Bäume nicht in den Himmel. »Dass einige Spielerinnen von Medaillen reden, finde ich gut. Aber ich baue keine Luftschlösser und denke nur von Spiel zu Spiel«, sagte der ehemalige Nationalspieler.
Schon im Auftaktspiel ausgerechnet gegen Angstgegner Polen am Montag (17 Uhr) steht seine Mannschaft in der Vorrundengruppe C vor einer harten Bewährungsprobe. An den Polinnen war das Team von Emrich in der Qualifikation gescheitert. Erst durch den Rückzug von Taiwan und die Sperre von Kasachstan kam der EM-Fünfte unverhofft noch zur WM-Teilnahme. Die weiteren Kontrahenten auf dem Weg in die Hauptrunde und den dafür erforderlichen Platz drei sind Österreich (6. Dezember), Olympiasieger Dänemark (7. Dezember), Brasilien (9. Dezember) und die Elfenbeinküste (10. Dezember). Alle Spiele werden live bei Eurosport gezeigt.
Seit Donnerstag hat Emrich seinen 16-köpfigen Kader zum Abschlusslehrgang in Grünberg versammelt, um der Mannschaft den Feinschliff zu geben. »Wir fahren nicht zu einer Schneeballschlacht dahin«, verdeutlichte Emrich die Ernsthaftigkeit der Vorbereitungen. Deshalb fordert der 54-jährige frühere Männer-Bundestrainer vollen Einsatz, ohne seine Frauen mit einer konkreten Vorgabe unter Druck zu setzen. »Es wäre völlig verkehrt, irgendwelche Hochrechnungen zu machen. Entscheidend ist, dass jede an ihre individuellen Leistungsgrenzen geht. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied«, sagte Emrich.
Der Bundestrainer, der das Amt erst im März übernommen hatte, baut jedoch auf die Stärken seiner Auswahl. »Die Mannschaft hat einen unheimlichen Teamgeist. Die Chemie stimmt. Der Wille der Mannschaft ist hoch einzuschätzen«, so Emrich. Deswegen will er keine Spielerin besonders hervorheben. Auch nicht Grit Jurack, der nur noch 80 Länderspiel-Tore zur Verbesserung des deutschen Rekordes von Katrin Mietzner (Frankfurt/Oder/1095) fehlen und die gegen Dänemark vor ihrem 200. Einsatz im DHB-Dress steht.

Artikel vom 03.12.2005