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Agrar-Reformen sind
kein Grund zum Jubeln

Landwirte diskutieren über die Zukunft des Ackerbaus


Von Victor Fritzen (Text und Foto)
Herford (HK). »Mehr Gerechtigkeit in der Landwirtschaft durch die Agrar-Reformen« hatte die ehemalige Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast versprochen. Steigende Energiepreise, niedrigere Erzeugererlöse und sinkende Prämien - für die ostwestfälischen Landwirte sind die Reformen jedoch alles andere als ein Grund zum Jubeln. Bei einer Vortragstagung der Landwirtschaftskammer (LWK) Ostwestfalen gestern Nachmittag im Stadtpark-Schützenhof diskutierten die Landwirte der Region über die Auswirkungen. In einem ersten Schritt plant die EU ab dem 1. Januar 2006 die Prämien und Beihilfen zu kürzen. Demnach würden einem Landwirt in einer Raps-Getreide-Fruchtfolge im Schnitt künftig rund 100 Euro pro Hektar fehlen.
In seinem Eingangsvortrag musste Thomas Kemenah von der LWK Paderborn berichten, dass ein 100 Hektar großer Ackerbaubetrieb in Zukunft keine ausreichenden Gewinne mehr erzielen könne, um die Lebenshaltungskosten einer Familie zu decken und Eigenkapital zu bilden. Er hob allerdings hervor, dass der Standort Ostwestfalen vom Ertragspotenzial gute Voraussetzungen für einen wettbewerbsfähigen Ackerbau biete. »Die Situation in den einzelnen Betrieben muss genau analysiert werden, um rechtzeitig Verluste verhindern zu können«, sagte Kemenah.
Eine höhere Rentabilität, so berichtete Friedrich-Wilhelm Bunte von der LWK Lage, könnte zum Beispiel durch bessere Produktionstechniken oder eine optimierte Vermarktung geschaffen werden. Kosten könnten durch organische Düngung, eine Senkung der Maschinen- und Arbeitskosten oder eine Senkung der Pachtpreise eingespart werden. »Jeder Landwirt muss sich die Frage stellen, an welcher Stelle er dauerhaft Arbeitszeit und Kapital am sinnvollsten einsetzt«, sagte Stefan Berens von der LWK Brakel.

Artikel vom 01.12.2005