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Aus Briefen an die Redaktion


Kinder haben
das Nachsehen
Die Öffnung der Berliner Straße sorgt weiterhin für Diskussionsstoff. Ein Leser schreibt:

Wer glaubt, den Politikern gingen Argumente und Begriffe für ihre Entscheidungen aus, der irrt. In unserer »segensreichen« Kommune wurde jetzt eine Fußgängerzone in eine Spielstraße umbenannt und damit konnte sie wieder für den Verkehr geöffnet werden. Merke: Dem Verkehr, nicht dem Spielen.
Von einer Trilogie wie Kosten, Nutzen, Fehlplanung ist schon eh nicht die Rede. Beim Spielen denken wir zunächst an die Kinder, die nicht ohne Gefahr vor der Tür spielen können. Die Spielstraße wurde kreiert um den Kindern, unter eingeschränkten Umständen, das Spielen auch auf einer Straße mit Verkehr zu ermöglichen. Es geht mit der Einschränkung Schrittfahren. So weit, so gut. Die Mehrheit des Rates und der Bürgermeister haben nun den Vogel abgeschossen in dem sie eine Fußgängerzone zur Spielstraße erheben (oder erniedrigen?) - eben umwidmen, und damit die Umkehrung einer guten, kinderfreundlichen Maßnahme zur Parole erheben.
Bei solchem Argumentationssalat kommt einem das Politfrühstück hoch. Wo eigentlich könnten Kinder ruhiger und gefahrloser spielen als in einer Fußgängerzone? Die Begründung für den Ausbau der Fußgängerzone wird wahrscheinlich unter »was stört mich mein Geschwätz von gestern« abgehakt. Seinerzeit wurde mehr oder weniger gegen den Wunsch von Geschäftsleuten die Fußgängerzone mit erheblichem Aufwand hergerichtet. Ein Ratsmandat scheiterte an der Überzeugung, die Fußgängerzone wieder für den Verkehr öffnen zu wollen. Der Kandidat wurde von den Bürgern abgewählt! Es ist offensichtlich nicht gleichgültig wo man wohnt und ob man eine wirksame Lobby, zum rechten Zeitpunkt, aufbieten kann. Aber das Gedächtnis ist kurz wenn es um Populismus, Aktion oder Aktionismus geht.
Glück auf! Autofahrern, Geschäftsinhabern und Politikern. Glück ab! Kindern, Fußgängern und Anwohnern.
PHILIPP WIETLAKE
33378 Rheda-Wiedenbrück

Artikel vom 01.12.2005