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Familiendrama voller Emotionen

Hallströms subtile Charakterstudie mit grandioser Starbesetzung

In seinem emotionsgeladenen Familiendrama »Ein ungezähmtes Leben« thematisiert der preisgekrönte schwedische Regisseur Lasse Hallström (»Mein Leben als Hund«, »Chocolat«) mit subtilem Humor moralische Fragen wie Schuld und Sühne, Vergebung und Versöhnung.

Mit mürrischer Miene mustert der wortkarge Rancher (Robert Redford) seine Schwiegertochter (Jennifer Lopez), die plötzlich unangemeldet bei ihm vor der Tür steht und ihn bittet, sie gemeinsam mit ihrer elfjährigen Tochter (Becca Gardner) für eine Weile aufzunehmen. Widerwillig stimmt er zu, lässt sie aber deutlich seine Ablehnung spüren. Noch immer hat er es ihr nicht verziehen, dass sein Sohn vor zehn Jahren ums Leben kam, weil sie damals am Steuer ihres Wagens einnickte.
Der grimmige Großvater zeigt selbst seiner kleinen Enkelin, von deren Existenz er bisher nichts geahnt hat, zunächst die eiskalte Schulter. Der einzige Mensch, um den er sich kümmert, ist sein schwer lädierter Nachbar (Morgan Freeman), der seit seiner Begegnung mit einem Grizzlybären auf fremde Hilfe angewiesen ist.
Während es mit der Schwiegertochter zu immer heftigeren Auseinandersetzungen kommt und obendrein ihr jähzorniger Ex-Freund (Damian Lewis) auf der Ranch auftaucht, beginnt das kleine Mädchen allmählich sein Herz zu erobern. Zusammen mit ihr fährt er sogar gerne in den Zoo, um dem gefangenen Bären einen Besuch abzustatten.
Das Skript zu diesem bewegenden Leinwandabenteuer hat der amerikanische Drehbuchautor, Essayist und Romancier Marc Spragg (»Wo der Fluss die Richtung ändert«) gemeinsam mit seiner Ehefrau Virginia verfasst. Produziert wurde dieser poetische Kinostoff, dessen Tonfall und Bandbreite den Regisseur auf Anhieb begeisterte, von Kelliann Ladd, dem Erfolgsproduzenten Alan Ladd Jr. (»Ein Fisch namens Wanda«, »Thelma & Louise«) sowie Hallströms langjähriger Produktionspartnerin Leslie Holleran.
Wie schon in seinen früheren Werken gelingt es Regisseur Hallström auch in diesem vielschichtigen Familiendrama, geballte Emotionen auf die Leinwand zu bringen. Der Dreh- und Angelpunkt dieser warmherzigen Story ist das Thema Schuld, das die Protagonisten auf unterschiedlichste Weise miteinander verbindet.
Nahezu beiläufig befördert Hallström die kleinen Dramen ans Tageslicht. So zerfleischt sich der Rancher mit Selbstvorwürfen, dass er seinen besten Freund nicht vor dem Angriff des Bären retten konnte. »Ein ungezähmtes Leben« ist eine subtile Charakterstudie, die durch eine komplexe Geschichte, opulente Kinobilder und vor allem eine grandiose Starbesetzung besticht. Cineplex

Artikel vom 01.12.2005