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»SCP steht
da, wo er
hingehört«

Interview mit Markus Schupp

Paderborn (pk). Meister, Pokalsieger: Als Spieler hat Markus Schupp (39 Jahre) Titel gesammelt, als Trainer ist er noch ein Lehrling. Seit Sommer 2004 coacht er den SV Wacker Burghausen. Nach den Rängen zehn, zehn und neun kämpfen die Bayern in ihrer vierten Zweitliga-Saison gegen den Abstieg. Vor dem Spiel am Sonntag beim SC Paderborn 07 (15 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) sprach WV-Sportredakteur Peter Klute mit dem Gästetrainer.

Herr Schupp, für die meisten Ihrer Kollegen ist Paderborn die positive Überraschung der Saison. Für Sie auch?Markus Schupp: Ich kann mich da nur anschließen, aber der Erfolg der Paderborner kommt nicht von ungefähr und ist absolut berechtigt. Ich habe sie in München gesehen und gegen Siegen sowie in Aachen beobachten lassen. Die Mannschaft bewegt sich körperlich und läuferisch auf einem hohen Niveau und spielt sehr variabel. Das spricht für die gute Arbeit des Trainers. Dazu kommt die Euphorie des Aufstiegs und eine tolle Harmonie. Man sieht, dass da alle an einem Strang ziehen. In der Allianz Arena haben sie mir sehr gut gefallen. In der ersten Hälfte hatten sie vielleicht noch etwas Respekt vor dem großen Stadion, aber danach haben sie sehr frech und mutig nach vorne gespielt und unverdient verloren. Der SCP steht da, wo er hingehört: im Mittelfeld. Diese Mannschaft wird weiter für Furore sorgen, an ihr wird sich noch so mancher die Zähne ausbeißen.

Auch Burghausen, eines der besten Auswärtsteams der zweiten Liga?Schupp: Wir freuen uns auf das Spiel am Sonntag, weil wir auswärts mit drei Siegen und elf Punkten sehr erfolgreich waren. Wir wollen in Paderborn punkten, obwohl wir um die Heimstärke des Gegners wissen. Aber in der vergangenen Saison haben wir in Essen und Saarbrücken Serien gebrochen und nach unserem 1:8 in Köln selbst eine gestartet.

Die Auswärtsbilanz stimmt, die zu Hause dagegen gar nicht.Schupp: Nur ein Sieg und sechs Punkte insgesamt sind enttäuschend und deutlich zu wenig. Wir spielen im eigenen Stadion gut, schießen aber zu wenig Tore, weil wir zu selten zum Abschluss kommen. Mittlerweile ist das eine Kopfsache geworden. Zuletzt hatten wir mit 1860 München und dem VfL Bochum allerdings Gäste, mit denen wir uns finanziell und sportlich nicht messen können.

Die verlorenen Punkte gegen die Löwen gibt es ja vielleicht am Freitag zurück. Wie groß ist Ihre Hoffnung auf ein für Sie positives Urteil des Sportgerichts im Fall Nemanja Vucicevic?Schupp: Ich habe da eine etwas aggressivere Meinung als unser Manager Kurt Gaugler. Regelverstoß ist Regelverstoß und gedopt ist gedopt. Das war in der Vorsaison beim Erfurter Tiganj und vor wenigen Wochen beim Emdener Schindler, der wie Vucicevic ein Haarwuchsmittel genommen hat, so. Ich verstehe nicht, wie man eine Regel während der Saison ändern kann. Bald geht es um den Aufstieg und gegen den Abstieg und dann werden die Diskussionen noch größer. Ich wäre mit einem Wiederholungsspiel nicht zufrieden. Für mich gibt's nur eins: drei Punkte für uns.

Momentan trennen Sie als 13. nur eben drei Punkte vom Abstieg. Es gab auch Kritik am Trainer. Ist Ihr Job noch sicher?Schupp: Wenn die Punkte fehlen, wird das Umfeld überall nervös. Aber die Liga ist so eng zusammen, dass du mit zwei Siegen einen großen Sprung machen kannst. Ich kann nur sagen, dass mir die Arbeit viel Spaß macht und ich überzeugt bin, dass wir das Ziel Klassenerhalt erreichen. Ich fühle mich wohl, weiß aber, dass ich mich als Trainer noch im Lernprozess befinde und mir die Sporen erst verdienen muss. Und Wacker wird als kleiner Klub immer damit leben müssen, dass die besten Spieler weggehen. Junge Talente hingegen finden hier ein ideales Sprungbrett vor, aber man muss ihnen Zeit geben.

Artikel vom 01.12.2005