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»Chefs haben immer
weniger Verständnis«

Brandmeister legen der Politik Feuerwehren ans Herz

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). Welche Ausstattungsbedürfnisse haben die Feuerwehren im Kreis Höxter? Was kann die Politik tun, um die Arbeit der Wehren zu unterstützen? Wo bestehen durch die leeren Stadtkassen Grenzen? Die Kreisfeuerwehrführung diskutierte in Brakel mit den heimischen Landtagsabgeordneten Hubertus Fehring (CDU) und Jürgen Unruhe (SPD).

»Mit 4000 Kameraden und 500 Jugendlichen in 22 Jugendfeuerwehren gehören wir zu den größten Verbänden in NRW«, stellte Kreisbrandmeister Johannes Kunstein nicht ohne Stolz fest. 1000 Mitglieder kämen in den Ehrenabteilungen noch dazu. »Mit Blick auf die demographische Entwicklung und den Geburtenrückgang machen wir uns nun Sorgen um unsere leistungsstarken Feuerwehren«, sagte Kunstein. Da 95 Prozent des Nachwuchs aus der Jugendfeuerwehr in die Wehr aufrücken, drücke dieses Problem besonders. Drei Prozent Frauenanteil und kaum Ausländer oder Aussiedler in den Feuerwehren des Kreises: Hier soll nun deutlich mehr geschehen, um die Zahlen zu halten.
Hubertus Nostiz (Beverungen) berichtete von der zurück gehenden Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrleute. Das Verständnis für die Abwesenheit der Mitarbeiter bei Einsätzen lasse bei Arbeitgebern spürbar nach. »Gerade auf den Dörfern fehlen die Leute. Die Zeit, als die Landwirte mal eben ausrückten, ist vorbei«, sagte der Beverunger Stadtbrandmeister.
MdL Hubertus Fehring sprach aus, was viele im Kreise der Wehren und Räte noch nicht gerne hören: Irgendwann droht die Berufsfeuerwehr. Hoffentlich könne Höxter, wo jetzt wieder die Befreiung von einer hauptamtlich besetzten Wache beim RP beantragt worden ist, durch gute Arbeit und hohe Tagesverfügbarkeit, hauptamtliche Kräfte weiter verhindern, hoffte die Runde. Um die hohen Anforderungen einer schnellen Erreichbarkeit eines Unglücksortes zu gewährleisten, müsse das Personal eben schnell erreichbar sein und modernste Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Jürgen Ditter (Kreis) appellierte an die Politik, die Messlatte für Ausnahmegenehmigungen wie in Höxter künftig herunter zu legen. »Sonst hat das fatale finanzielle Folgen für die Städte.«
Detlef Menne (Warburg) kritisierte die vielen neuen Verkehrsberuhigungen in den Städten des Kreises, wo Anfahrten für die Feuerwehr-Kfz immer länger dauerten. Von einer stärkeren interkommunalen Zusammenarbeit - so bei der Beschaffung - waren die Wehrführungen nicht sehr begeistert. Es wurde gegen Anschaffungen von der Stange und das Missachten der Bedürfnisse der jeweiligen Wehr argumentiert.
Fehring und Unruhe bekamen zudem mit auf den Weg, beim Land auf Planungssicherheit für die Umstellung auf Digitalfunk im Rettungswesen zu drängen. Statt 2006 (WM) sei 2010 wohl neues Ziel der landesweiten Einführung.

Artikel vom 30.11.2005