29.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gefangene rappen
vom Leben in Freiheit

JVA-Song auf CD - Benefizkonzert in Bünde

Herford (bex). Seit zwei Jahren arbeiten die JVA und die Rockakademie OWL zusammen. Die Kooperation kann sich jetzt auch hören lassen: Das »DJ-Projekt«, sechs Gefangene im Alter von 19 bis 23 Jahren, haben ihre Erfahrungen im Knast in dem Rap-Song »Was du willst« verarbeitet und auf CD veröffentlicht.

Das Stück ist eines von 16 auf dem Benefiz-Sampler »Jail Rock«, dessen Verkaufserlös dem Verein für Straffälligenhilfe zugute kommen wird. Mike W. ist einer der sechs Häftlinge, die den Song eigenständig erarbeitet haben. »Wir wollten nicht über Vergangenes, über unsere Straftaten schreiben, sondern den Gegensatz zwischen dem Leben draußen und drinnen im Knast darstellen«, erklärt der 20-Jährige. »Erst hier, hinter den Mauern, haben wir verstanden, was es heißt, draußen in Freiheit zu leben.«
Und so appelliert ihr Song an alle Mit-Betroffenen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, aus ihrem Leben und ihrer Situation das Beste zu machen: »Was du bist, bestimmst du selbst«, heißt es im Refrain. Der Beitrag des »DJ-Projekts« wurde in der JVA und im Studio der Rockakademie eingespielt - eine absolut professionelle Produktion.
Live wird der Song beim großen »XXX-mas Rock«-Festival am Samstag, 17. Dezember (18 Uhr), im Bünder Stadtgarten präsentiert. Allerdings werden dann nur drei der sechs JVA-Rapper auf der Bühne stehen, »aus Sicherheitsgründen«, wie Anstaltsleiter Friedrich Waldmann erklärt. Zehn Bands auf zwei Bühnen - mal verstärkt, mal »unplugged« - werden an diesem Abend ebenfalls für den Verein Straffälligenhilfe spielen, darunter »Lichterloh, »Burnaventura«, »Channel eight« und »68 Fl:oz«. Das Konzert ist gleichzeitig Verkaufsstart für die Benefiz-CD, die bei der heimischen Plattenfirma »easyplay«-Records erscheint. Sie hat das Projekt ebenfalls maßgeblich unterstützt.
Für JVA-Leiter Waldmann ist Musik-Engagement mehr als eine Freizeitbelustigung für Straftäter. »Draußen wird das oft falsch verstanden. Wir wollen die Jugendlichen an ein sinnvolles Freizeitverhalten heranführen, ihre Kreativität wecken.« Konzerte in der JVA oder das gemeinsam mit der Rockakademie veranstaltete Sommerfest passten zu dieser Strategie. So sieht es auch JVA-Psychologe Georg Hillmann: »Bei der aktuellen Arbeitsmarktlage müssen wir viele Jugendliche auf die Arbeitslosigkeit vorbereiten. Sie müssen lernen, sinnvoll mit ihrer freien Zeit umzugehen, anstatt Mist zu bauen.«

Artikel vom 29.11.2005