30.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bremer Modemacherin in Paris

Sigrid Schumacher verkauft Marke »Prototype.Schumacher« an der Seine

Von Manuela Ellmers
Bremen (dpa). Alle zwei Monate packt Sigrid Schumacher in Bremen ein Paket mit Abendkleidern, T-Shirts und Hosen. Adressat ist die Boutique »Tessting« in der Rue St. Honoré in Paris, wo auch Luxuslabels wie Gucci und Prada residieren.

»Die französischen Kundinnen sind etwas zierlicher und kleiner als die Bremerinnen«, hat die Modedesignerin festgestellt, die auch an der Seine erfolgreich ist. Hier wie da tragen Frauen die avantgardistischen Tagesoutfits und sexy Abendkleider ihrer Marke »Prototype Schumacher« mit viel Selbstbewusstsein.
Prominente wie Model Claudia Pinkert und Popstar Sarah Connor zählen zu ihren Kundinnen. Letztere hat sogar schon einen großen Auftritt in der Mode »made in Bremen« inszeniert - mit dem gewagten Kleid, das 2002 bei der ZDF-Sendung »Wetten, dass..?« bundesweit Aufsehen erregte.
»Die Frauen wollen sich nicht mit Jeans und T-Shirt unsichtbar machen, sie wollen wahrgenommen werden«, sagt die 45 Jahre alte Diplom-Designerin, die Frauen nicht verkleiden, sondern kleiden will. Daher entwirft sie ihre Kollektionen nicht für einen bestimmten Typ. »Ich mag Frauen, die authentisch sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie jung oder alt, schlank oder mollig, blond oder dunkel sind.« Inspirieren lässt sie sich von ihren Interessen und Gedanken. Das Thema der kommenden Sommersaison, »Needlework« (eine Hommage an den Handarbeitsunterricht), entstand beispielsweise aus der Beschäftigung mit den Handstichen der Haute Couture für die Ausbildung ihres Lehrlings Melanie Buzzi.
In ihrem Bremer Atelier entwirft Sigrid Schumacher die Kleidung nicht nur, sie fertigt auch die Schnittkonstruktion, schneidet zu und sitzt häufig selbst an der Nähmaschine. Ihre Stoffe bezieht sie hauptsächlich von italienischen und österreichischen Herstellern. Das bevorzugte Material ist ein Multi-Mikrofaserstoff, der atmungsaktiv, hautfreundlich und pflegeleicht ist. Ihre Lieblingsfarbe, die auch in diesem Winter wieder ihre Kollektion bestimmt, ist Schwarz. »Schwarz ist neutral und zeitlos, kann zugleich frech oder romantisch sein«, erklärt die Modemacherin.
Vorbilder hat Schumacher keine, aber sie hat einen Traum: »Ich möchte mit meinem Label in jeder Metropole der Welt in einer Boutique vertreten sein.« Das hört Heinz-Jürgen Gerdes, der Geschäftsführer des Bremer Design Zentrums und der Design GmbH, gern. Denn Mode sei ein »enormer« Wirtschaftsfaktor, der nicht genügend als solcher erkannt werde. »Sigrid Schumacher hat eine starke eigene Handschrift und geht sehr professionell mit ihrem Label um, auch über Bremens Grenzen hinaus«, meint Gerdes. Ein großer Wirtschaftsfaktor ist Mode in Bremen noch nicht. In sechs Betrieben wurden im vergangenen Jahr 77 Millionen Euro umgesetzt.

Artikel vom 30.11.2005