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Chorkonzert
einmal anders

Ungewöhnliche Gäste in Büren

Büren (hf). Der wohl ungewöhnlichste Chor Deutschlands, der »Xmas-Choir«, gab auf seiner Abschieds-Tour jetzt auch in der Bürener Jesuitenkirche ein Konzert, für das Ferdi Grawe zum letzen Mal die Organisation übernommen hatte. Und eigentlich reicht ein Wort, um dieses ungewöhnliche Konzert zu beschreiben: wunderschön. Einen Wermutstropfen gab es in der nur zur Hälfte besetzten Kirche dennoch: Es war schrecklich kalt.

Die Sänger und Musiker unter Leitung von Uli Masuth aus Duisburg nahmen es mit Humor, ließen ihre Schals und dicken Jacken an und meinten: »Wir sind süchtig nach kalten Kirchen.« Der guten Stimmung tat die Kälte ohnehin keinen Abbruch. So begann das Konzert mit dem lateinischen »Adiemus«, einem gregorianisch anmutenden Gesang, untermalt von mystischen Flöten- und Trommelklängen.
Dann überzeugte der »Xmas-Choir« seine Gäste davon, dass sich weihnachtliche Stücke durchaus auch in jazziger Form, unterstützt vom Saxophon, wunderbar anhören. Bei dem Lied »Walking in the air«, gesungen von Anne Riedel mit unglaublich klarer Stimme und unterstützt von Trompeten-, Flöten- und Oboenklängen, schwebte das Publikum tatsächlich fast wie auf Wolken.
Nach einer Jazzballade von 1945 folgte ein irisches Weihnachtslied. Hier waren die dick eingemummelten Zuhörer bei der musikalischen Untermalung durch Flöte und Akkordeon durchaus geneigt, mitzuschunkeln. Weiter ging es mit einem österreichischen Schlaflied und einem alten lateinischen Hymnus, der den ergriffenen Gästen der Jesuitenkirche wahre Schauer über den Rücken jagte.
Als besonderen Gag forderte Uli Masuth das Publikum auf, die Eintrittskarten hervorzuholen und zusammen mit dem Chor einen vierstimmigen Kanon zu singen, dessen Text sich auf den Karten befand. Der Gesang erhob sich bis in die letzte verwinkelte Ecke der Kirche.
Zwischendurch wurden kleine Gedichte und kurze Erzählungen rund um das Thema Weihnachten vorgetragen, und dann kam richtig Schwung in Chor und Publikum. Denn es gab ultramodernen Rap-Gesang zum Thema Weichnachtszeit, der abgelöst wurde durch das Lied »Tausend Sterne«. Zwischenzeitlich hatten sich einige der Sänger und Musiker in den Orgelraum oberhalb der Zuhörer zurückgezogen und überraschten mit einer stimmungsvollen Einlage, die Uli Masuth an der Orgel begleitete.
Nachdem dieses Stück am größten Musikinstrument, das es gibt, geendet hatte, spielte Johannes Voss auf einem Mini-Klavier, dem wohl kleinsten Instrument seiner Art, auf dem die Finger kaum Platz hatten. Alles in allem war nicht nur der »Xmas-Choir«, sondern auch das Programm wohl eines der ungewöhnlichsten, das man in Büren je zu hören bekommen hat. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass die Chormitglieder nicht ohne die eine oder andere Zugabe entlassen wurde, obwohl sie nach Aussage des Chorleiters um spätestens 21.30 Uhr in der Jugendherberge sein mussten. Ein wenig werden sie sich wohl verspätet haben . . .

Artikel vom 01.12.2005