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Teofil Nemetschek kommt gut an

Ehemaliger Gohfelder Pfarrer begeistert mit seinem Religionsunterricht

Löhne/Vlotho (man). Religionsunterricht soll für alle offen sein. Diese Maßgabe vertritt Teofil Nemetschek und setzt sie erfolgreich um. »Seit er bei uns ist, werden keine Schüler mehr vom Religionsunterricht abgemeldet«, sagt Realschul-Rektorin Anke Diekmann.

Der 50-Jährige war von 1983 bis Anfang 2005 Pfarrer in Gohfeld. Anschließend wechselte er in den Schulbereich, wo er eine kreiskirchliche Stelle bekleidet. Weil an der Realschule Vlotho der Religionsunterricht nicht angemessen angeboten werden konnte, meldete die Rektorin Bedarf an. Mit dem Ergebnis, dass Nemetschek dort mittlerweile 20 Stunden pro Woche unterrichtet. Hinzu kommen acht Stunden an der Realschule im Bad Oeynhausener Schulzentrum Nord.
Katholiken, Baptisten, Muslime: Neben den Schülern aus evangelischen Elternhäusern gilt es, heterogene Glaubensvorstellungen zu integrieren. Gleichzeitig soll verhindert werden, dass die Kernbotschaft wegen der Gefahr der Beliebigkeit untergeht. Teofil Nemetschek: »Klar ist, dass ich die christliche Lehre weitergebe. Aber ich bin auch offen für andere Gedanken.«
Das Mit- beziehungsweise Nebeneinander verschiedener Konfessionen ist in den heutigen Schulen der Normalfall. Nemetschek zieht aus der Vielfalt die Konsequenz: »Die Schüler sollen lernen, dass es nicht nur die eine Religion gibt.« Nicht ausgespart werden im Unterricht die Themen »Naher Osten« und Terrorismus. Dass hier Probleme bestehen, weiß der Religionslehrer: »Doch gibt es die auch bei den christlichen Religionen.«
Nemetschek will die Fähigkeit, Menschen zu begeistern, nicht allein für sich beanspruchen. Auch beim Religionsunterricht der Kollegen komme es zu keinen Abmeldungen mehr, sagt Rektorin Anke Diekmann. Nachdem das Fach an ihrer Schule etwas verwaist war, genießt es jetzt offenbar neues Ansehen.
Diekmann erfuhr von einem türkischen Vater, der seinen Sohn abmelden wollte - und zwar nicht, weil ihm der Unterricht nicht gefiel, sondern im Gegenteil, weil er ihm zu gut gefiel. Der Vater hatte Bedenken, doch der Rektorin gelang es, sie zu zerstreuen.

Artikel vom 29.11.2005