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»Vlotho ist auf einem guten Weg«

Tag des Ehrenamtes im St.-Stephans-Gemeindehaus - 70 Teilnehmer trotz schlechter Witterung

Vlotho (man). »Wir haben mit der Katastrophe gerechnet«, sagt Peter Weyer vom Seniorenbüro - und lacht. Denn die Katastrophe in Form von wenigen Besuchern war ausgeblieben. Trotz des Schneetreibens war der erste Tag des Sozialen Ehrenamtes gut besucht.

Veranstaltungsort war das Gemeindehaus St. Stephan. Dass etwa 70 Interessierte an der Veranstaltung teilnahmen, die auf Grund der Witterung unter einem ungünstigen Stern zu stehen schien, wertete Moderatorin Ele Diekmann als ein Mut machendes Zeichen. Dr. Ilona Stehr, Bildungsreferentin beim BDK: »Vlotho ist auf einem guten Weg.« Ausdrücklich bewertete die Referentin bürgerschaftliches Engagement und dessen Förderung als Standortfaktor, »der auch darüber entscheidet, ob ein Mensch sich hier niederlässt oder nicht«.
Eröffnet wurde der von der Initiative Zeitspende und dem Arbeitskreis »Hilfe und Pflege« veranstaltete Tag des Ehrenamtes von Christel Maack, Stellvertretende Bürgermeisterin von Vlotho. Auch sie freute sich über die große Zuhörerzahl, sagte, es werde hier die Vielfalt der ehrenamtlichen Tätigkeit dokumentiert.
Ehrenamtlich tätig waren ferner die Künstler, die für Unterhaltung sorgten: so das Musikanten-Ehepaar Tina von Behren-Ausländer und Peter Ausländer. Humoriges gab der Kabarettist Harald Meves zum Besten: über das Wesen des Ostwestfalen an sich und das des Vlothoers insbesondere.
Der Podiumsdiskussion voran ging der Vortrag von Dr. Ilona Stehr unter dem Thema »Das Ehrenamt als wichtige Säule unseres Gemeinwesens«. Sie räumte ein, dass die Betonung ehrenamtlichen Engagements auch mit den knappen öffentlichen Kassen zu tun habe, forderte jedoch, die Möglichkeit positiv zu sehen: »Der Staat gibt Aufgaben an die Bürger weiter.« Lange Zeit habe sich der Bürger daran gewöhnt, dass von oben alles geregelt werde.
Dass es hier ein wachsendes Potenzial gibt, zeigt laut Stehr die Statistik. Laut einer Umfrage waren 1999 etwa 27 Prozent zum bürgerschaftlichen Engagement bereit, 2004 waren es schon 32 Prozent. Zuwächse gibt es vor allem bei den ehrenamtlich tätigen Menschen, die mindestens 60 Jahre alt sind.
So stieg der Anteil der 60- bis 69-Jährigen von 31 auf 38 Prozent. Menschen ab 70 machen mittlerweile 25 Prozent der ehrenamtlich Tätigen aus. Um die Entwicklung weiter zu fördern, plädierte Dr. Stehr für eine »neue Anerkennungskultur«. Das Wichtigste allerdings seien Menschen, die bereit sind »zum Dialog, zur Kooperation und zur Vernetzung«. Eine Konkurrenzsituation unter den Gruppen dürfe es nicht geben.
Eine verlässliche Infrastruktur ist ebenso wichtig wie bestimmte finanzielle Rahmenbedingungen. So müsse ehrenamtliche Tätigkeit versichert sein, auch müssten Beträge wie Fahrtkosten erstattet werden: »Auch hier drückt sich Wertschätzung aus.«

Artikel vom 26.11.2005