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Brisanz durch Verbundenheit

Ermisch trifft auf Ex-Klub Fichte und ungeliebten »Magic Maik«

Verl (mapu). Sollte das bedrohliche Schmuddelwetter dem SC Verl am Sonntag keinen Strich durch die Rechnung machen, kann der Oberliga-Spitzenreiter nach zweiwöchiger Meisterschaftspause gleich ein echtes Highlight feiern. Der vorletzte Hinrundenspieltag steht an der Poststraße gegen den VfB Fichte Bielefeld unter dem Motto »Brisanz durch Verbundenheit«.

Neben dem naturgemäß ostwestfälischen Derbycharakter würzt den Vergleich mit den abstiegsbedrohten Nachbarn aus der Leineweberstadt vor allem die besondere Stellung von Mario Ermisch. Elf Jahre, angefangen vor der Fusion mit dem damaligen VfB Bielefeld in der Landesliga, hat der heutige Verler Coach den Klub von der Rußheide trainiert - und damit ein beträchtliches Kapitel an der Erfolgsgeschichte der »Hüpker« mitgeschrieben.
Zwei Aufstiege, zwei einstellige Platzierungen in der Oberliga und einmal sogar beinahe der Sprung in die Regionalliga haben Ermisch und Fichte nachhaltig zusammengeschweißt. Noch heute besteht reger Kontakt zu den früheren Weggefährten. Dass Ermisch noch immer sagt, »ich kenne meine Jungs, die werden heiß sein«, verdeutlicht erst recht, wie eng die Beziehung sein muss und wie sehr ihm Fichte noch am Herzen liegt.
Um so empfindlicher reagiert der Rechtsanwalt gegenüber Nestbeschmutzern. Als solchen betrachtet er augenscheinlich Maik Walpurgis. »So einer passt da einfach nicht hin«, macht Ermisch seine persönliche Meinung unverfroren deutlich und belegt einmal mehr, dass zwischen ihm und dem Fußball-Lehrer mit den philosophisch angehauchten Methoden wohl niemals die Friedenspfeife qualmen wird. Weiteren Dampf ablassen muss Ermisch allerdings in Anbetracht der Statusbezeichnung »Externer Berater«, die für Walpurgis' Tätigkeit neu kreiert wurde: »Der macht das Training und die Aufstellung. Zum Spiel aber setzt er sich auf die Tribüne zehn Meter hinter den vermeintlichen Coach Sven Moning und gibt ihm per Handy Kommandos durch. Damit will der sich doch nur ein Hintertürchen auflassen, falls ein Regionalligist anfragt.«
Eins aber muss Ermisch seinem »Spezie« Walpurgis lassen: »Fichte verzeichnet derzeit einen klaren Aufwärtstrend.« Für eine Erfolgs-Injektion unmittelbar nach Amtsantritt ist der »Ball-Doktor« mit seinen an die Spieler-Psyche gerichteten Sondersitzungen schließlich berüchtigt. Dass »Magic Maik« in seine Zaubereien jüngst sogar eine weise Formel Albert Einsteins (»Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen, mit der sie entstanden sind«) einband oder zu Zeiten als Trainer des FC Gütersloh den völlig erschöpften Oldie Ulf Raschke die Konditionsschinderei in einer von Kameraden geschobenen Schubkarre beenden ließ, mag vielleicht umstritten sein. Aber Walpurgis durchbrach damit bislang immer die Schranken der vorherigen Lethargie. Auch Fichte erlebt aktuell einen »Mental-Rausch«. Daher ist Mario Ermisch sicher: »Am Sonntag geht es richtig zur Sache.« Der SC Verl sieht sich jedoch eindeutig in der Favoritenrolle und wird voll dagegenhalten - übrigens mit dem kompletten Kader.

Artikel vom 26.11.2005