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Fanpost aus aller Welt

Bielefelder Band Xandria mischt die deutschen Charts auf

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Heimlich, still und leise hat sich Xandria zum Erfolg geschlichen - und das passt eigentlich gar nicht zur Musik der Fünf aus Bielefeld. Gothic-Rock ist ihr Stil, der in Radio und Fernsehen selten stattfindet. Trotzdem schnellte ihr drittes Album, »India« auf Platz 30 der deutschen Charts. Damit dürfte Xandria die erfolgreichste Band der Region sein.

Erfolge feiert die Band aber vor allem weit über die Grenzen Ostwestfalens hinaus. »Die meiste Fanpost bekommen wir aus Brasilien und Mexiko«, berichtet Schlagzeuger Gerit Lamm.
Einen besonderen Auftritt hatte die Band im Sommer 2004 in Korea. Mehr als 30 000 Fans jubelten ihr beim »Busan International Rock Festival« zu. »Als wir die Bühne betraten und die ersten Töne gespielt haben, sind Tausende ausgerastet«, berichtet Gerit Lamm. Gitarrist Marco Heubaum schwärmt noch heute von den Erlebnissen, »einer grundsätzlich anderen Welt«, wie er meint.
»Nach dem Konzert haben wir einer riesigen Menschenmenge Autogramme gegeben«, erzählt Heubaum. Selbst Handys und Geldscheine signierten die Musiker im fernen Osten. Eine Erklärung für die Erfolge im Ausland haben Xandria nicht. Nur eine Vermutung: »Man hat dort einfach diesen Exoten-Status«.
Das Internet ist für Xandria eine große Hilfe. Dort hatte die Band schon früher Lieder kostenlos zum Download angeboten und so auf sich aufmerksam machen können. Noch bevor das Erstlingswerk »Kill the Sun« im Jahr 2003 zum Kauf angeboten wurde, hatte die Band auf diesem Weg Popularität sammeln können.
Seit 2000 existiert Xandria, allerdings in wechselnder Besetzung. Musikalisch hat sich aber nicht viel geändert. Da lässt die Band weiterhin Rock mit mystischen Klanglandschaften verschmelzen. Das kann sich dann zwischen fast schon verträumten und metallisch harten Stücken bewegen. Auf dem aktuellen Album unterstützte die Band sogar das Deutsche Filmorchester Babelsberg.
Und dann ist da ja auch noch die markante Stimme von Sängerin Lisa Middelhauve, die den Klang von Xandria unverwechselbar mitprägt - und gleichzeitig für Vergleiche sorgt, die die Band nicht immer mag. Häufig werden sie mit Bands wie »Nightwish« und »Within Temptation« verglichen - ebenfalls Formationen mit einer Frontfrau. Bassist Nils Middelhauve, Ehemann der Sängerin, hat ein gespaltenes Verhältnis zu solchen Vergleichen: »Das ermöglich eine erste Orientierung«, sagt er und Marco Heubaum ergänzt: »Diese Vergleich sind aber sehr oberflächlich, weil diese Bands zwar einige Elemente gemeinsam haben, aber wir doch unseren eigenen Weg gehen.«
Und dieser eigene Weg führt bis ins Private. Denn trotz der ordentlichen Plattenverkäufen und Musikvideos können die Mitglieder von Xandria noch ganz unbehelligt durch die Stadt gehen. Und darüber, dass es keinen Starkult um sie gibt, sind Marco und Co. auch froh: »Wenn einen nicht jeder erkennt, macht das das Leben etwas entspannter«, sagt der Bandgründer. Bassist Nils glaubt, dass ihn der Glanz und Glamour der Show-Welt ohnehin schnell anwidern würde.
Trotz der Erfolge sind alle bodenständig geblieben und arbeiten. Die Musik ist Hobby geblieben, wenngleich ein zeitintensives. Ein bisschen Stars dürfen die Xandrias aber dann sein, wenn sie sich innerhalb der »Szene« bewegen. »Wenn wir abends weggehen, werden wir schon mal angesprochen«, sagt Marco Heubaum.
Und ein bisschen Stars sind sie natürlich auch auf der Bühne - und das alles andere als heimlich, still und leise.
www.xandria.de

Artikel vom 01.12.2005