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Mittler zwischen Politik und Wirtschaft

Kulturfestival »Silesia Cantat«: Konzertreise nach Polen und Tschechien beeindruckte

Von Frank Spiegel
Kreis Höxter (WB). Sie sangen Haydns kleine Orgelmesse, schlesische, polnische und deutsche Volkslieder und öffneten so nicht nur die Herzen für die Musik. Die 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kulturfestivals »Silesia Cantat« aus den Kreisen Höxter und Holzminden stellten bei ihrer Reise nach Polen und Tschechien vielmehr auch unter Beweis, dass die Kultur als Mittler zwischen Politik und Wirtschaft ein unerlässliches Medium ist.

Aus dem Kreis Höxter gestalteten Laura Swoboda, Elina Renger, Pascal Renger, Alexandra Kraft, Lena Bayreuther, Linus Werth, Nina Kirchhoff, Thomas Wypior und Gregor Hoffmann das Festival »Silesia Cantat« mit. Unterstützt wurden sie von den Musikhochschulstudenten Elina Renger, Michael Zalejski, Janka Gottschalk und Theresa Hoffmann. Neun Tage lang waren sie im polnisch-tschechischen Grenzraum Ostrava/Opole unterwegs und bildeten zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Polen und Tschechien einen beeindruckenden Klangkörper. 120 junge Männer und Frauen sangen und musizierten gemeinsam in fünf Konzerten. Die Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Höxter besuchen die Musikschulen in Höxter beziehungsweise Bad Driburg, das Gymnasium St. Xaver in Bad Driburg, das Gymnasium Brede in Brakel, das König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter und die Musikhochschule in Detmold.
»Wir haben festgestellt, dass die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges in Polen und Tschechien bei weitem noch nicht so verarbeitet sind wie bei uns«, berichtet Cordula Sodt, Initiatorin des Festivals »Silesia Cantat«. Daher sei von den Gästen aus Deutschland sehr viel Sensibilität gefragt gewesen. »Für uns war es daher auch eine große Ehre, sowohl eine Messe als auch ein Konzert singen zu dürfen«, so die in Höxter geborene Holzmindenerin. Die Erfahrungen hätten auch den Blick auf die eigene Situation geschärft. »Das Zugehörigkeitsgefühl und die eigene Identität werden durch so eine Reise entwickelt und gestärkt«, hat Cordula Sodt erfahren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten auch fest, dass es auch in der Ferne Bezugspunkte zur Heimat gibt. So gaben sie unter anderem auch ein Konzert in Ratibor in Polen.
Einen weiteren positiven Effekt habe das Projekt auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Kreisen Höxter und Holzminden gehabt. Während von manchen Seiten manchmal ein Konkurrenzdenken zwischen den beiden Kreisen heraufbeschworen werde, habe bei »Silesia Cantat« ein gänzlich anderer Geist geherrscht. »Ohne das Engagement beider Kreise wäre ÝSilesia CantatÜ nicht machbar«, unterstreicht Cordula Sodt.
Und das Ergebnis konnte sich sehen und vor allem auch hören lassen. »Es waren tolle Konzerte«, sind sich alle Beteiligten einig. Zwar haben, so Cordula Sodt, weitaus widrigere Rahmenbedingungen geherrscht als bei Veranstaltungen bei uns -Êso seien die Kirchen nicht geheizt gewesen -, das hielt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber nicht davon ab, ihr Bestes zu geben. »Wir waren auch sehr fasziniert vom Ehrgeiz und dem Engagement der polnischen und tschechischen Gruppe«, erinnert sich Cordula Sodt. Sowohl diese als auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich redlich bemüht, die Texte in den jeweils anderen Landessprachen zu lernen und möglichst akzentfrei zu sprechen beziehungsweise zu singen. »Silesia Cantat«, das Festival, das sich auch die Pflege des schlesischen Kulturgutes auf die Fahnen geschrieben hat, wird weitergehen.

Artikel vom 26.11.2005