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24 Jobs nach
Polen verlagern

Stiegelmeyer: Gespräche gescheitert

Herford (HK/pjs). Das angestrebte betriebliche Bündnis beim Krankenhausbettenspezialisten Stiegelmeyer ist geplatzt. Teile der Vorfertigung und Schweißerei stehen vor dem Aus, 24 der 330 Herforder Arbeitsplätze werden nach Polen verlagert. Die Geschäftsleitung erklärte gestern die Gespräche mit der IG Metall für gescheitert. Zugleich machten sich die Geschäftsführung und der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Peter Kleint, wechselseitig für den Verlust der 24 Arbeitsplätze verantwortlich.

Die Joh. Stiegelmeyer GmbH & Co. KG hatte nach eigener Darstellung ein Investitionsprogramm zur Zukunftssicherung weit vorangetrieben. Produktion, Servicebereich und Verwaltung werden zur Optimierung der Prozesse am Füllenbruch konzentriert, der Standort Annastraße aufgegeben. Doch 20 Prozent Preisverfall und ein um 37 Prozent schrumpfender Kernmarkt Deutschland erforderten eine Entscheidung auch bei den Personalkosten: »Die Konzentration am Füllenbruch ist nahezu abgeschlossen und die Einsparpotenziale im Einkauf sind ausgeschöpft«, erläuterte Geschäftsführer Mathias Holz.
Die Geschäftsführung habe seit Januar 2005 mit Betriebsrat und IG Metall über ein Maßnahmenpaket verhandelt. Im Kern gehe es beim Erhalt der Vorfertigung und der Schweißerei in Herford um eine Kostenlücke von 1,8 Mio. Euro im Vergleich zum Werk in Polen. »Um eine Reduzierung der Netto-Einkommen zu verhindern, haben wir zunächst die Rückkehr zur 40-Stunden-Wochen ohne Lohnausgleich vorgeschlagen«, erklärte Geschäftsführer Markus Sander. Im Gegenzug wurden Beschäftigungssicherung, Investitionszusagen, mehr Ausbildungsplätze und Qualifizierungsmaßnahmen angeboten. Dieser Vorschlag sei vom Verhandlungsführer der IG Metall abgelehnt und maximal die 37,5 Stunden-Woche als Option eingeräumt worden.
Mitarbeitervertreter und Geschäftsführung hätten sich dann Ende August auf eine 38,5-Stunden-Woche bei Bezahlung von 33,5 Stunden, Verzicht auf zwei Urlaubstage und die erfolgsabhängige Ausschüttung von 25 Prozent der Sonderzahlungen verständigt. Im Gegenzug wurde eine vierjährige Beschäftigungsgarantie für 250 Mitarbeiter angeboten. Die IG-Metall habe diese Lösung abgelehnt. »Der Verhandlungsführer hat mit seiner kompromisslosen Position und dem Handeln gegen den erklärten Willen der Stiegelmeyer-Beschäftigten den dauerhaften Verlust von 24 Arbeitsplätzen zu verantworten«, kritisierten die Geschäftsführer Markus Sander und Mathias Holz.
Demgegenüber bezeichnete IG Metall-Bevollmächtigter Kleint das Verhalten der Geschäftsleitung als verantwortungslos. »Mit der Entscheidung, Arbeitsplätze nach Polen zu verlagern, würden Holz und Sander der Stadt Herford einen Bärendienst erweisen.« Die IG Metall habe auf ein Drei-Stufen-Modell gesetzt: Es beinhaltete die 37,5 Stunden-Woche ohne Lohnausgleich und Arbeitszeitverlängerung um eine weitere Stunde mit Rückzahlungsoption, eine Modernisierungsoffensive mit Ermittlung von Einsparpotenzialen im Angestellten- und gewerblichen Bereich sowie eine Bündelung aller Kräfte im Vertrieb.

Artikel vom 25.11.2005