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Klitzpera »trifft« Paderborn

Aufsteiger verliert in Aachen vier Minuten vor dem Ende einen Punkt

Von Matthias Reichstein
Aachen (WB). »Seitdem ich wieder spiele, läuft es bei der Alemannia.« Reiner Plaßhenrich war der einzige Paderborner, der gestern Nachmittag mit einem breiten Grinsen den Aachener Tivoli verließ. Der 2:1 (1:0)-Sieg im Verfolgerduell gegen den SC Paderborn 07 bescherte den Hausherren nicht nur drei Punkte, sondern auch den Sprung auf Zweitliga-Rang drei.

Der bedeutet Aufstieg und in Liga eins wollen die Aachener 2006 auch spielen. Entsprechend heiß machte Trainer Dieter Hecking seine Truppe schon vor dem Anpfiff: »Selbst bei 20 Zentimeter Schnee müssen wir so glühen, dass alles wegschmilzt.«
Genau so spielte die Alemannia auch in der ersten Hälfte. Aggresiv, zweikampfstark mit Herz und Leidenschaft - so agierte Aachen gegen eine Paderborner Elf, die bei dichtem Schneetreiben gar nicht ins Spiel kam. Dennoch stand es zur Pause »nur« 1:0. Ein Sonntagsschuss von Sergio Pinto (12.) aus 22 Metern Distanz genau ins linke obere Toreck war das einzig Zählbare, weil die Aachener viel zu leichtfertig mit ihren Möglichkeiten umgingen. Die beste vergab ausgerechnet Alexander Klitzpera. Der spätere Matchwinner hatte nach einem Freistoß von Reghecampf (25.), den Lukas Kruse im Paderborner Tor noch exzellent abwehren konnte, freie Schussbahn, drosch die Kunststoff-Kugel aber aus fünf Metern Entfernung am leeren Tor vorbei.
Überhaupt war die erste Hälfte das Spiel des Lukas Kruse. Ob Erik Meijer, Jan Schlaudraff, Laurentiu Reghecampf und später auch Sergio Pinto - Kruse fing und faustete, was ging. Und der Rest?
Der SC Paderborn fand in diesen ersten 45 Minuten fast überhaupt nicht statt. Dennis Schulp schoss nach 16 Minuten zum ersten Mal den Ball in Richtung Aachener Tor, Benjamin Schüßler (39.) ließ sich zu einem üblen Frust-Foul an Pinto hinreißen und David Fall stand nach zwei Foulspielen an Jan Schlaudraff und Christian Fiel (31./38.) vor dem Platzverweis. »Der Schiri hatte ihm sehr deutlich gesagt, dass er beim nächsten Foul fliegt. Deshalb habe ich ihn zur Pause in der Kabine gelassen«, erklärte Paderborns Trainer Jos Luhukay.
Für Fall kam Markus Krösche, Hüzeyfe Dogan ersetzte Benjamin Schüßler und mit den beiden kam mehr Schwung ins Paderborner Spiel. Dennoch war der Ausgleich (48.) ein Schiri-Geschenk. Nach einem Freistoß von Stephan Maaß verlängerte Roel Brouwers den Ball mit der Hand, Kapitän René Müller sagte »Danke«, traf zum 1:1, markierte sein fünftes Saisontor und ersten Auswärtstreffer.
Danach sahen die 18 922 Zuschauer ein offenes Zweitligaspiel. Paderborn wurde besser, spielte aggressiver und erarbeitete sich endlich auch Chancen. Die beste vergab Hüzeyfe Dogan. Nach einem Konter über Daniel Brinkmann (76.) spielte der Youngster Dogan mustergültig frei, doch Dogan, der nur noch Aachens Keeper Kristian Nicht vor sich hatte, zögerte zu lange. Paderborns bester Joker schloss den Konter mit einem unplatzierten Schuss auf den Torwart ab, den Nicht zur Ecke abwehren konnte.
Die verpasste Siegchance wurde noch ganz bitter bestraft. Vier Minuten vor dem Ende war es erneut Pinto, der mit einem Freistoß den Dreier für Aachen einleitete. Den Ball verlängerte Stephan Maaß per Kopf, in der Mitte standen mit Sascha Rösler und Alexander Klitzpera plötzlich zwei Spieler frei, die den Angriff zum 2:1 abschlossen. Konnte Kruse zunächst noch Rösler am Torschuss hindern, war es Klitzerpa, der den Abpraller abstaubte und traf. »So etwas darf so kurz vor Schluss nicht passieren«, war Luhukay enttäuscht. Der allerdings kann auf eins vertrauen: Bislang ist der SCP auch nach Rückschlägen immer wieder aufgestanden.

Artikel vom 28.11.2005