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Mühlenbach
verlässt sein
Kleid aus Beton

Projekt in Mahnen fertig gestellt

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Löhne (LZ). In kaum zwei Wochen hat sich das Bild des Mühlenbachs in Mahnen deutlich verändert. In dem Abschnitt südlich der von-Humboldt-Straße sind die Rohre ausgegraben worden. Der frei gelegte Lauf hat ein neues Bett erhalten. Am Ufer wurden Erlen angepflanzt.

Nach einer städtischen Vereinbarung mit zwei Anliegern konnte das Renaturierungsprojekt verwirklicht werden. Auf einer Länge von etwa 20 Metern wurde der Bach aus seinem engen Betonkleid befreit. Dies setzte umfangreiche Erdarbeiten voraus. Eine Arbeitsgruppe des Vereins Maßarbeit sorgte für die Neubefestigung der Sohle. »Wir mussten nach den Regeln der Wasserbautechnik Steine verlegen, um dem Gefälle Rechnung zu tragen«, erklärte der Diplom-Biologe Gerhard Papsch. Der geschwungene Lauf des Bachs fügt sich in die neue Anlage ein. Die westliche steile Böschung ist mit Jutematten befestigt worden. »Sie wird sich durch Samenanflug selbst begrünen und die Böschung halten«, wie Papsch erläutert. Am Ufer sind Erlen angepflanzt worden als standortgerechte Gehölze. Im Frühjahr wird das Grundstück neu eingesät.
Der Verein ist an mehreren ähnlichen Baustellen im Kreis tätig. Eine weitere Arbeitsgruppe ist in Gohfeld nahe Rürups Mühle beschäftigt. Das Ziel der Maßnahmen findet sich in den Wasserstraßen-Richtlinien der Europäischen Union, die bis 2015 umgesetzt werden sollen. Danach sind die Gewässer in einen naturnahen Zustand zurückzuversetzen. Unter anderem dient dies dem Hochwasserschutz. Die Kreise Minden-Lübbecke und Herford teilen sich die Aufgaben im Weser-Werre-Else-Entwicklungsprojekt (WWE). Das Einzugsgebiet der Weser mit ihren Nebenflüssen ist generalstabsmäßig auf die Anforderungen naturnahen Ausbaus hin untersucht worden. Verschiedene Träger von Beschäftigungsmaßnahmen - im Kreis Herford der Verein Maßarbeit - setzten die Planung um. Die Schaffung von Arbeitsplätzen hat dabei an Bedeutung gewonnen. »Leider können wir die Mitarbeiter nur temporär beschäftigen«, weist Gerhard Papsch auf die zwölfmonatigen Zeitverträge hin. Vielfach finden am Arbeitsmarkt Benachteiligte Beschäftigung, wie Aussiedler ohne für manche Aufgaben ausreichende Deutschkenntnisse oder auch Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und inzwischen »etwas zu alt« sind nach vorherrschender Vorstellung. »Das geht inzwischen schon mit 45 Jahren los«, berichtet Papsch. Der Verein Maßarbeit könne immerhin auf eine Vermittlungsquote von 20 bis 30 Prozent hinweisen, bedeutet der Diplom-Biologe. Damit spricht er das Ziel an, vorübergehend Beschäftigte in Arbeit und Brot zu behalten. Die holzverarbeitende Industrie oder der Tiefbau stellen Vereinskräfte ein, doch das wird schwieriger.

Artikel vom 25.11.2005