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Leidenschaft in der Stimme

Marla Glen begeisterte ihr Publikum im »Capitol«


Von Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Sie steht auf der Bühne, schlaksig, dunkler Anzug, weißes Hemd, Krawatte und ist mit ihrer markanten Reibeisenstimme allgegenwärtig: Marla Glen machte mit ihrer Band jetzt gegen Ende ihrer »Greatest Hits Live Tour 2005« Station in Paderborn.
Etliche Fans wollten sich am Donnerstagabend im »Capitol« davon überzeugen, dass die populäre Ausnahmekünstlerin live genauso gut ist wie ihr nachgesagt wird. Und sie wurden nicht enttäuscht. Die 1960 in Chicago geborene exzentrische Künstlerin mit der verblüffend dunklen, männlichen Stimme und dem androgynen Aussehen interpretierte unterstützt von ihrer hervorragenden Band Soul, Gospel und Funk vom Allerfeinsten. Dabei brachte sie vorwiegend langsame Rhythm'n-Blues-Stücke, teils auch schon mal gepaart mit Reggaeklängen, wobei sich das Publikum größtenteils damit begnügte, zurückhaltend wippend zuzuhören und zu genießen als ausladend zu tanzen.
Skurrile und leicht verschrobene Tanzeinlagen sah man dann auch eher von der Künstlerin selbst, die spätestens beim Hit »The Cost of Freedom« das Publikum vollends gefesselt hatte. Besonders gut kamen ihre powergeladenen Mundharmonika-Einlagen bei »Movin'« an, aber auch funkige Stücke wie »Myriam« zeugten von einer einfühlsamen Glaubwürdigkeit ihrer Musik. Und die kam auch bei besinnlicheren Stücken wie »Christmas Time« zur Geltung. Brillant abgemischt agierte dabei ihre fünfköpfige Band im Hintergrund und sorgte für den scharfkantigen, soliden musikalischen Untergrund, auf dem sich die temperamentvolle, leidenschaftliche und unvergleichliche Stimme der Sängerin entfalten konnte. Das Publikum forderte nach leider nur eineinhalb Stunden stürmisch eine Zugabe, die ihm unter anderem mit dem alten Nina-Simone-Hit »My baby just cares for me« gewährt wurde.

Artikel vom 26.11.2005