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Ehemaliger
Stukenbrocker
will aufsteigen

Plaßhenrich mit Aachen auf Kurs

Von Peter Klute
Paderborn/Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Wer sich die fußballerischen Stationen von Reiner Plaßhenrich ansieht, entdeckt neben seinem aktuellen Klub Alemannia Aachen, seinem Heimatverein FC Hövelriege, FC Stukenbrock, SC Verl, SpVgg Greuther Fürth und VfB Lübeck auch den SC Paderborn 07. Am Sonntag (Anstoß: 15 Uhr, Tivoli) trifft Plaßhenrich im Topspiel der 2. Bundesliga den Verein wieder, bei dem er ein halbes Jahr unter Vertrag stand, für den er aber kein Pflichtspiel absolvierte.

»Das gibt es sonst nur bei Spielern, die zu schlecht sind. So ein Pech, wie ich damals hatte, das ist wohl einmalig«, blickt der Ostwestfale auf die Saison 2001/2002 zurück. In der Winterpause wechselte der bald 29-Jährige (Geburtstag am 12. Dezember) vom Zweitligisten Fürth zum stark abstiegsfährdeten Regionalliga-Aufsteiger SCP und kehrte zu seinem einstigen Fürther Coach Uwe Erkenbrecher zurück. Plaßhenrich galt als Hoffnungsträger, wurde neben Jörg Schwanke zum neuen Kapitän bestimmt - und verletzte sich in der Vorbereitung auf die Rückrunde schwer. Kreuzbandriss im linken Knie lautete die niederschmetternde Diagnose nach dem Testspiel gegen Borussia Fulda am 9. Februar 2002 und bedeutete das Saison-Aus. »Das habe ich mir ganz anders vorgestellt. Ich wollte mich in Paderborn wieder für die 2. Liga empfehlen und dann das«, erinnert sich Plaßhenrich.
Der SC Paderborn schaffte den Klassenerhalt auch ohne ihn, Plaßhenrich stieg trotz Verletzung auf und folgte seinem ehemaligen Verler Übungsleiter Dieter Hecking zum Zweitliga-Neuling VfB Lübeck. »Nach einem halben Jahr Verletzungspause ein Angebot aus der 2. Liga zu bekommen, das konnte ich nicht ausschlagen. Aber ich habe mich in Paderborn sehr wohl gefühlt, auch wenn ich nicht gespielt habe. Die Verantwortlichen haben sich während meiner Verletzung vorbildlich um mich gekümmert«, sagt er und schließt eine Rückkehr zum SCP in Zukunft nicht aus: »Die Tür ist für mich immer auf.«
Die zur 1. Liga für Plaßhenrich und Aachen nach zwei Siegen in Folge auch wieder. »Das wurde auch Zeit. Wir haben eine Mannschaft, mit der wir unser Ziel erreichen können«, sagt Plaßhenrich. Das Ziel, es lautet Aufstieg. »Hier ist in den vergangenen Jahren etwas gewachsen, da können wir schlecht sagen, dass wir Fünfter werden wollen«, so der Mittelfeldspieler, beim 4:1 am vergangenen Spieltag in Bochum selbst unter den Torschützen. Zumal es in dieser Saison keine Doppelbelastung gibt. Nicht wenige Experten behaupten, dass der UEFA-Cup den Aachenern in der vergangenen Saison den Aufstieg kostete und Lübeck ein Jahr zuvor den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale mit dem Abstieg bezahlen musste.
Entscheidend für Plaßhenrichs anschließenden Wechsel nach Aachen vor eineinhalb Jahren war Dieter Hecking. Der Tivoli ist nach Lübeck und Verl die dritte gemeinsame Station des Duos. »Ich weiß, was er verlangt, und er kennt meine Einstellung zum Fußball und meine Wehwehchen. Das kommt mir zu Gute, aber meine Leistung muss ich trotzdem bringen«, will Plaßhenrich von einem Freifahrtschein nichts wissen.
Die Leistung stimmt, sein Stellenwert bei den Alemannen ist hoch. Die Mannschaft wählte ihn vor der Saison zum Stellvertreter von Kapitän Erik Meijer. Überhaupt hat Plaßhenrich nach seinen schlechten Erfahrungen in Fürth (»Da war ich das Bauernopfer«) und dem Abstieg mit Lübeck (»Da hat keiner mit gerechnet«) in Aachen sein fußballerisches Glück gefunden. »Die Euphorie ist gnadenlos und die Fans sind ein Knaller. Der Tivoli ist Gänsehaut pur, kann aber auch zur Last werden«, denkt er an die Heimniederlagen gegen Greuther Fürth und Kickers Offenbach.
Gegen Paderborn soll vor ausverkauftem Haus der dritte »Dreier« in Serie und fünfte Heimsieg der laufenden Saison gelingen, doch Plaßhenrich weiß, dass die 90 Minuten gegen seinen Ex-Klub kein Selbstgänger werden: »Ich bin positiv überrascht, wie Paderborn sich präsentiert. Der SCP trotzt allen Prognosen, wird mit dem Abstieg nichts zu tun haben und kann hier ganz befreit aufspielen.«
Ein Mal die Woche besucht Plaßhenrich seine Familie in Hövelriege und hat mit Bedauern den Baustopp der paragon arena registriert. »Als der Spielplan rauskam, habe ich gebetet, dass wir erst in der Rückrunde in Paderborn spielen, wenn das Stadion steht. Aber vielleicht klappt es ja noch bis zum 23. April. Ich bin kürzlich dort vorbei gefahren, das Stadion ist ja schon fast fertig.«

Artikel vom 25.11.2005