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Warmes Bier
hilft schnell

Bünde (-gl-). »Bier als reines Naturprodukt nach dem deutschen Reinheitsgebot bietet einen ganz hervorragenden Grundstoff für ein Gesundheitsgetränk.«
Diese Ansicht vertritt Dr. Richard Weber, geschäftsführender Gesellschafter der Karlsberg-Brauerei, die unter dem Namen »Karla« ein neues Bier über die Apotheken vertreiben will - wir berichteten am Mittwoch, 16. November, darüber.
Bier als Hausmittel gegen Husten und Erkältungen, warm oder gar heiß, mit Zucker oder Honig abgeschmeckt, verabreichte Gastwirt Friedrich Niedermeier seinen Gästen schon vor vielen Jahrzehnten und erzielte damit »wahre Wunder«.
Anette Niedermeier, die die Gastwirtschaft an der Hansastraße in Muckum mit Ehemann Udo jetzt in der vierten Generation führt, will diese alte Tradition wieder aufleben lassen. Der aus Messing bestehende Tiegel ist noch vorhanden. »Wer bei Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen warmes oder heißes Bier trinken möchte, dessen Wunsch erfüllen wir mit dem alten Tiegel«, lachte die Gastwirtin.
Nicht der Gründer Franz Heinrich Niedermeier, der 1907 den »Gasthof Jägerkrug« an der Hansastraße eröffnete, sondern Nachfolger Bäckermeister und Gastwirt Johann Friedrich Niedermeier mit Ehefrau Elisabeth kam auf die besondere Idee. Sie hatten das Lokal 1913 übernommen.
Friedrich Niedermeier war weit über das Bünder Land unter dem Namen »Dieger Frittken« bekannt. Dieser Name hatte seinen Ursprung aus den plattdeutschen Worten Tiegel gleich Dieger und Fritz gleich Frittken. Im Dieger, einem Stieltopf ähnlich aussehendes Gefäß, das geformt ist wie die heutige Schnabeltasse, erwärmte Friedrich Niedermeier auf dem Kohleofen das Bier. Bei Erkältung wie Husten und Halsschmerzen »verschrieb« er seinen Gästen dieses Hausmittel. Laut Überlieferung tranken die erkälteten Gäste zwei bis drei Tiegel.
Geschmackliche Verbesserung erzielte der Wirt durch Auflösen von Kandiszucker oder Honig in dem warmen oder heißen Bier. Schwitzen war anschießend angesagt. Um die Wirkung noch zu erhöhen, konnten die Gäste in der Backstube ordentlich transpirieren. »Die richtige Menge und Mischung sollen wahre Wunder vollbracht haben«, berichtet Udo Niedermeier von Überlieferungen seines Opas.
Der Tiegel ist in der Gaststätte Niedermeier noch vorhanden. »Wer auf dieses alte Hausmittel schwört oder es einmal probieren möchte, der ist bei uns herzlich willkommen. Wir bereiten den Trunk genauso vor, wie früher mein Opa den Gästen ihn verabreicht hat«, wollen die Wirtsleute eine alte Tradition wieder aufleben lassen.
Auch für die »Behandlung« im trauten Zuhause ist gesorgt: Wie vor mehr als 90 Jahren kann der heiße Trunk auch in großen Flaschen mitgenommen werden. Die schönen großen Flaschen von damals halten die Wirtsleute an der Hansastraße ebenfalls für ihre Kunden bereit.
Gerade jetzt bei der feucht-kalten Witterung kann das Hausmittel »Wunder« bewirken, sind sie überzeugt.

Artikel vom 25.11.2005