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Mehrwert statt Steuer
Rewe-Touristikgruppe setzt für 2006 in allen Sparten auf die i-Tüpfelchen
Mit dem Berufswunsch Bundeskanzler hat es nicht geklappt, dafür wurde Rudolf Scharping immerhin Präsident - des Bundes Deutscher Radfahrer. Und nun hat er sogar noch einen Nebenjob: Reiseleiter bei Dertour.
Im Sommer wird der ehemalige Bundesverteidigungsminister mit Gästen des Veranstalters aus der Rewe-Gruppe auf Mallorca radeln und vielleicht sogar anschließend im Pool baden - Erinnerungsfotos inklusive. Zu buchen ist diese Reise im Rahmen der Aktion »Gesund und aktiv«, an der die Barmer Ersatzkasse als Kooperationspartner beteiligt ist.
Das Angebot, zu finden in den Sommerkatalogen für 2006, passt in die neu formulierte Unternehmensphilosophie. Während die neue Bundesregierung die Mehrwertsteuer erhöhen will, planen die Bausteinveranstalter der Rewe-Gruppe (dazu gehören neben Dertour noch Fernreisespezialist Meier's Weltreisen sowie ADAC Reisen, Umsatz 1,2 Milliarden Euro, Gewinn »im zweistelligen Millionenbereich«) den Mehrwert ihrer Reisen zu steigern. Kontakte mit Promis, Freibier bei WM-Toren der deutschen Fußballer, ein neueres Kreuzfahrtschiff mit verbessertem Komfort auf der Donau, Rail & Fly in der ersten Klasse, inkludierte Maut oder ein kostenloser Auto-Check für Pkw-Reisende - so sollen die Kunden gelockt werden.
In 42 Katalogen dreht sich alles um exotische Strände, die olympischen Winterspiele, Städtereisen, Kreuzfahrten, kulturelle Events, aber auch Camping und Cluburlaub. Wermutstropfen: Während die geplante Mehrwertsteuererhöhung erst 2007 greift, müssen die Urlauber trotzdem schon 2006 für ihre Reise mehr bezahlen. Ein Preis-Plus von drei bis fünf Prozent muss einkalkuliert werden, Kanada legt gar um sechs Prozent zu, Russland, die Ukraine und Mittelasien verteuern sich um bis zu sieben Prozent, Australien und Neuseeland langen mit neun Prozent gleich richtig zu. Wer sparen will, hat nicht viel Auswahl: Lediglich Tschechien, die Slowakei und Schweden sind billiger zu haben. Auf der Fernstrecke senken nur das unter den Tsunami-Folgen leidende Sri Lanka und das Luxusziel Seychellen die Preise.
Dertour baut 2006 sein Angebot an Bausteinprogrammen in Südeuropa aus. Nachdem die Premiere im ansonsten von der klassischen Pauschalreise dominierten Spanien erfolgreich ausfiel, sollen Individualtouristen nun auch in Griechenland und Portugal von den Vorzügen einer Baustein-Reise profitieren. Erheblich ausgeweitet wird das Angebot im Baltikum.
Meiers Weltreisen setzt in Asien, wo man Marktführer ist, neue Akzente und präsentiert eine Himalaja-Reise durch Bhutan, Nepal und Tibet. Dieses Jahr legten Indochina (plus 61 Prozent), Indonesien (plus 48), China (plus 45) und Thailand (plus 15) stark zu - ein Zeichen, dass Terror und Naturkatastrophen immer weniger Menschen vom Reisen abhalten.
So ist Londons Einbruch in der Gunst der Städtereisenden nicht nur den Sprengstoffanschlägen, sondern auch den immensen Nebenkosten in der Hochpreis-Metropole geschuldet. Berlin und die Musicalstandorte Hamburg und Köln haben die britische Hauptstadt locker abgehängt. Wien verlor stark an Attraktivität, weil man sich nur noch auf das Mozartjahr 2006 konzentrierte - dafür legte Rom dank des deutschen Papstes Benedikt in der Gunst stark zu.
Neben den Städteklassikern boomt die Provinz: Übernachtungen auf den Schlössern am Niederrhein sind neu im Angebot, ebenso die Erlebniswelt Renaissance in Niedersachsen und Ostwestfalen. Kleine Städte sind im Kommen, wie die steigenden Buchungszahlen für Lübeck, Münster, Bonn und Magdeburg zeigen. Und mit dem ADAC lassen sich auf einer Autotour die Weinbaugebiete Mosel, Pfalz und Rheinhessen kombinieren - ideal für alle, die ihren Wein direkt beim Winzer kaufen wollen. Aber auch in Nordamerika gibt es Ausgefallenes zu erleben, zum Beispiel eine Kanureise durch die kanadische Provinz Saskatchewan.
Für Tjaereborg, ITS und Jahn-Reisen, die Marken der Rewe-Pauschaltouristik, gilt: Trotz des kräftig verteuerten Flugbenzins erhöhen sich die Preise für Frühbucher nur geringfügig, im Schnitt bei allen Zielen um 1,5 Prozent. Nach Ablauf der Frühbucherfrist liegen die Preise auf den Flug-Nahstrecken durchschnittlich drei Prozent, bei Fernreisen bei vier Prozent über Vorjahr. Ausnahmen sind Bulgarien, Marokko und Tunesien. Dort liegen die Preise zwei Prozent unter Vorjahresniveau.
Auch die Preisentwicklung bei den Autoreisen ist erfreulich: So wird beispielsweise Urlaub in Deutschland und Österreich bis zu drei Prozent günstiger. Auch viele andere Auto-Ziele liegen preislich unter Vorjahr oder bleiben preisstabil.
ITS Reisen bündelt im Sommer 1140 Häuser im Flugreisenbereich und 1487 Hotels und Ferienwohnungen im Autoreisen-Sektor. Schwerpunkt sind günstige Familien-Angebote: Bei den Flugreisen gewähren alle Häuser Kinderermäßigungen oder Kinderfestpreise ab 99 Euro (Mallorca und Ibiza). In puncto Qualität haben die Kölner noch einmal zugelegt und das Angebot an Vier-Sterne-Häusern um 25 Prozent erweitert. Zu den Neuheiten zählen: der ursprüngliche Fischerort Carboneras am Golf von Almeria, die idyllische Insel Korcula vor dem kroatischen Festland, das Fünf-Sterne-Hotel Le Meridien Al Aqah mit dem ersten Sunshine Club in den Arabischen Emiraten, die Insel Gozo bei Malta und der kleine Ort Maiori am Golf von Neapel.
Jahn Reisen hat im Sommer 1030 Häuser im Vier- bis Fünf-Sterne-Segment im Angebot. Anspruchsvolle Individualisten können unter 125 »besonderen Adressen« - außergewöhnliche Unterkünfte wie Fincas, Landhäuser oder Villen - wählen. Hinzu kommen 262 ausgesuchte Vital- und Wellness-Programme sowie 64 Rundreisen. Auch die Dauer der Urlaubsreise kann jetzt individueller variiert werden. Thomas Albertsen

Artikel vom 03.12.2005