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Auto mit zwei Gesichtern
Fahrbericht Mitsubishi Colt Diesel - außen schnuckelig, innen praktisch
Überraschung! Das, was auf den ersten Blick wie »ein nettes Wägelchen« erscheint, hat ein zweites Gesicht. Klein und schnuckelig von außen - aber groß und praktisch von innen.
Dieser Colt trifft wirklich ins Schwarze. Die Neuauflage des Kleinwagens von Mitsubishi ist schlichtweg gelungen. Das muss vorweg einfach mal gesagt oder in diesem Fall geschrieben werden. Freundliches Gesicht, kurze Überhänge, wohlproportioniertes Heck, wuchtige Stoßfänger, breite Spur - schon optisch macht der kleine Vertreter des japanischen Herstellers einen attraktiven Eindruck.
Doch wie so oft im Leben kommt es vor allem auf die inneren Werte an. Und bei denen liegt der viertürige Colt ganz weit vorne. Wer einsteigt, ist überrascht. Fahrer und Beifahrer sitzen auf gut gepolsterten und gut Halt gebenden Sitzen. Das ist noch nicht unbedingt ungewöhnlich.
Anders der Platz auf der stufenlos in der Länge verschiebbaren Rückbank. Zwei Erwachsene sitzen hier außerordentlich gut, haben erstaunlich viel Platz für ihre Beine und Füße. Das Gepäckabteil fasst 220 Liter, wenn die Rückbank komplett nach hinten geschoben ist. Je nach Platzbedarf kann der Kofferraum durch verschieben und umklappen bis auf 585 Liter vergrößert werden.
Nicht so gut: Die umgeklappten hinteren Sitze müssen umständlich mit einem Gummigurt fixiert werden. Da gibt es bessere Lösungen.
Dafür sorgt die fast einem Kompaktvan entsprechende Höhe von 1,55 Metern für ein enormes Raumgefühl. Reichlich Raum ist auch im Handschuhfach vorhanden. Dort ist sogar Platz für eine große Wasserflasche. Ein wenig unsinnig dagegen sind die an einen Setzkasten erinnernden Fächer im Armaturenträger.
Dafür haben die Designer bei der Materialauswahl ein besonderes Händchen bewiesen. Drehschalter und andere Kunststoffteile sind in einem fast durchsichtigen Eisblau gehalten. Das sieht total schick und modern aus.
Bei den Instrumenten hingegen gibt es keine Experimente. Klar und übersichtlich gehalten sorgen sie für beste Ablesbarkeit. Zudem sind alle Bedienelemente leicht zu erreichen.
Erfreulich munter zeigt sich der Dreizylinder Diesel. Der 68 PS (50 kW) starke 1,5 Liter Motor (EU4, aber ohne Partikelfilter) hängt gut am Gas, spurtet leichtfüßig bei Überholmanövern los und hat auch in Sachen Durchzugskraft einiges zu bieten. Leider klingt der Motor etwas blechern. Das stört den ansonsten guten Eindruck der Maschine, die sich mit einem Verbrauch von 5,7 Litern begnügt. Zum Glück, denn das Tanken ist schon sehr mühsam. Selbst wen die Zapfpistole mit viel Fingerspitzengefühl bedient wird, setzt immer wieder die Sperre ein. An ein automatisches Tanken ist überhaupt nicht zu denken.
Fahrwerkstechnisch haben die Ingenieure alles richtig gemacht. Der Colt liegt gut in der Hand, lässt sich problemlos um die Ecken bewegen und steckt auch schlechtere Wegstrecken klaglos weg.
Nicht wirklich klagen kann man auch über die Serienausstattung, auch wenn das elektronische Stabilitätsprogramm samt Kopfairbags nur gegen Aufpreis zu haben ist. Fahrer-, Beifahrer- und Seitenairbags aber sind ebenso wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn, Zentralverriegelung und Servolenkung im Preis von 14 990 Euro enthalten. Ein echtes Schnäppchen ist der Colt damit zwar nicht. Doch der Viertürer kann sich im Konkurrenzvergleich, vor allem mit dem baugleichen Smart Forfour, wahrlich sehen lassen. Wolfgang Schäffer

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Artikel vom 03.12.2005