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Hanffabrik steht vor Insolvenz

Unstimmigkeiten unter Gesellschaftern stoppen vorerst die Ausbaupläne

Von Stefan Küppers
Werther (WB). Die Hanffabrik in Werther steht vor der Insolvenz. Nach Informationen dieser Zeitung soll heute, Donnerstag, ein entsprechender Antrag beim zuständigen Amtsgericht in Bielefeld gestellt werden. Eine offizielle Stellungnahme der Geschäftsführung war gestern nicht zu bekommen.

In den vergangenen Monaten durchlief die HAV Nafi-Tech GmbH & Co. KG eine Hängepartie, die nun mit dem bitteren Gang zum Insolvenzrichter beendet werden soll. Ausschlaggebend für die schwierige Situation sind nach Informationen des WESTFALEN-BLATTes erhebliche Unstimmigkeiten unter den Gesellschaftern der Hanffabrik. Dazu zählen neben der Möller-Group aus Bielefeld, die Hanfprodukte als Kunststoffersatz verarbeitet, der ehemalige Landmaschinen-Händler Wilfried Tiede aus Werther, der für die Hanffabrik seine Hallen im Gewerbegebiet Esch zur Verfügung gestellt hat, der Geschäftsführer Günter Butenuth sowie später hinzu gewonnene Investoren: Martin und Mathias Nixdorf aus Paderborn sowie der Unternehmer Dietmar Harting aus Espelkamp.
Wie das WB in Erfahrung brachte, soll es einen Konflikt über die Erlangung einer Landesbürgschaft in Höhe von acht Millionen Euro für die Hanffabrik geben. Für die Gewährung der Bürgschaft müssten die Vermögensverhältnisse der Gesellschafter dem Land gegenüber offengelegt werden, was einzelne Gesellschafter aber abgelehnt haben sollen.
Diese Konflikte verzögerten den weiteren Ausbau der Hanffabrik, die im Dezember 2003 den Geschäftsbetrieb aufnahm und bis dato sieben Angestellte hat. Ursprünglich sollte bereits im Frühjahr mit dem Bau einer großen Lagerhalle begonnen werden. Auch war der Aufbau von Maschinen zum Aufschluss und der Verarbeitung von Hanffasern (vor allem zu umweltfreundlichen Dämmstoffen) schon vor Monaten vorgesehen. Es war von Investitionen in Höhe von 15 Millionen Euro die Rede. Tatsächlich soll das Unternehmen bereits erheblich in Technik, Patente und den Rohstoff Hanf - zwei Ernten der Jahre 2004 und 2005 sind in den Hallen eingelagert - investiert haben. Viele Landwirte warten allerdings noch auf die Bezahlung des gelieferten Hanfs, hatten zuletzt einen Zahlungstermin in der vergangenen Woche genannt bekommen.
Ob und wie es nun mit dem Projekt Hanffabrik, das ein Drei-Schicht-Betrieb mit knapp 50 Arbeitsplätzen werden sollte, weitergehen kann, wird nun auch vom Verhalten eines noch zu bestimmenden Insolvenzverwalters abhängig sein. Die wirtschaftlichen Aussichten des Produktes gelten nach wie vor als sehr vielversprechend, was sich unter anderem auch durch Interessenten aus China und Kanada dokumentiert.

Artikel vom 24.11.2005