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In Vietnam führen viele
Kinder Überlebenskampf

Fußballer Thomas Helmer besucht SOS-Kinderdorf-Baustelle

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Vietnam leidet noch heute an den Folgen eines der längsten und blutigsten Kriege seit 1945. SOS-Kinderdörfer sorgen für Lichtblicke und geben Waisen ein Zuhause.

Im WM-Jahr 2006 soll von Deutschland aus die Hoffnung auf Zukunft weiter genährt werden. Das WESTFALEN-BLATT unterstützt das ehrgeizige Ziel, im WM-Jahr 2006 sechs weitere SOS-Kinderdörfer weltweit zu bauen.
Thomas Helmer, Fußball-Größe und Kinderdorf-Pate, hat sich in Vietnam umgesehen. Mit seiner Partnerin Yasmina Filali besuchte er die Baustelle für das neue SOS-Kinderdorf in Dong Hoi, 600 Kilometer südlich von Hanoi. Sein Eindruck: »Es geht mit Hochdruck voran.«
Davon, wie die Kinder in einem SOS-Kinderdorf leben, hat sich das prominente Paar im bestehenden SOS-Kinderdorf Mai Dich bei Hanoi ein Bild gemacht. Die beiden waren begeistert, wie dort für Mädchen und Jungen gesorgt wird, die noch vor kurzem als Waisen kaum eine Aussicht auf eine menschenwürdige Zukunft hatten. »Man spürt, dass die Kinder es hier gut haben, denn sonst würden sie sicherlich nicht so offen auf andere Menschen zugehen«, sagte Yasmina Filali nach dem freundlichen Empfang in Mai Dich.
In Vietnam hatte das Auslandsengagement der in Österreich und Deutschland beheimateten Organisation begonnen. Noch während des Krieges (1954 bis 1975) entstanden unter großem logistischen Aufwand und hohem persönlichen Einsatz des heutigen SOS-Kinderdorf-Präsidenten Helmut Kutin zwei SOS-Kinderdörfer. 500 Kinder fanden dort ein neues Zuhause. Damals starben eine Millionen Menschen, ebenso viele Kinder verloren ihre Eltern.
1976 wurden diese beiden Dörfer von der kommunistischen Regierung geschlossen. Nach jahrelangen Verhandlungen willigten die zuständen Behörden erst 1987 in die Wiedereröffnung ein.
Mittlerweile gibt es zehn SOS-Kinderdörfer und zahlreiche Bildungs- und Sozialeinrichtungen in Vietnam, das gut 80 Millionen Menschen zählt. Das neue SOS-Kinderdorf entsteht in der zentralvietnamesischen Provinz Quang Binh. Die Region gehört zu den wirtschaftlich schwächsten Gebieten des Landes.
Die meisten Menschen versuchen, ihr Einkommen mit Landwirtschaft zu sichern. Doch immer wieder werden die Ernten durch Wirbelstürme und Überschwemmungen zunichte gemacht. Ein Drittel der vietnamesischen Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, und sowohl in den Städten als auch auf dem Land führen elternlose Kinder einen harten Überlebenskampf.
Für 120 dieser unversorgten, alleinstehenden Kinder wird das SOS-Kinderdorf in Dong Hoi gebaut. Zusätzlich entsteht ein Kindergarten, in dem vor allem Kinder aus der näheren Umgebung betreut werden.

Artikel vom 03.12.2005