24.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Paderborns Konstanz ist eine Überraschung«

WV-Interview mit Aachens Trainer Dieter Hecking

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Die beiden besten Sturmreihen der zweiten Liga treffen am Sonntag (15 Uhr, Tivoli) im Zweitliga-Schlager zwischen Alemannia Aachen und dem SC Paderborn aufeinander. In diesem Hit gibt es auch ein Wiedersehen: Mit Dieter Hecking sitzt ein Ex-Paderborner auf der Trainerbank.

Herr Hecking, Sie haben einen tollen Fußballnachmittag angekündigt. Was erwartet die Fans am Sonntag?Hecking: Das Treffen zweier spielstarker Mannschaften. Geht's nach den Sturmreihen, könnte es ein 4:3 geben. Das glaube ich zwar nicht, aber solange wir eins mehr machen, könnte ich auch damit leben. Dass der Aufsteiger SC Paderborn nicht so schlecht ist, war mir übrigens von vornherein klar. Aber dass sie so konstant guten Fußball spielen, überrascht schon. Mal abwarten, was passiert, wenn einige Stammspieler verletzungsbedingt länger ausfallen.

Sie haben also diesen personell doch sehr stark veränderten Aufsteiger immer auf der Rechnung gehabt?Hecking: Ja, denn die vielen Paderborner Neuzugänge waren mir schon ein Begriff. Außerdem hatte der SCP gleich am Anfang Top-Ergebnisse, damit ist das Selbstvertrauen immer mehr gewachsen. Eine kritische Phase hätte es für den SCP nach der Heimniederlage gegen Fürth geben können. Doch danach haben sie prima reagiert und gleich wieder in Dresden gewonnen.

Was trauen Sie dem SC Paderborn noch zu?Hecking: Eine ganze Menge. Dieser Verein befindet sich jetzt doch erst im Aufbruch. Die Fußballbegeisterung ist riesig. Wenn das neue Stadion kommt, wird sich das noch verstärken. Jetzt darf nur keiner abheben, sondern man muss kontinuierlich weiter arbeiten. Denn wenn man Erfolg hat, werden bekanntlich die größten Fehler gemacht. Aber mit Günther Rybarczyk ist ja einer da, der das sportlich alles überschaut.

Sie haben den SCP in Bochum beobachtet. Das 1:1 beim VfL hat Ihnen wahrscheinlich deutlich gezeigt, dass man auch beim Tabellenführer gewinnen kann.Hecking: Hätten die Paderborner damals den Ausgleich etwas eher gemacht, wäre da sicher noch mehr drin gewesen. Wir sind am Freitag mit dem klaren Ziel auf das Feld gegangen, drei Punkte mitzunehmen. Das hat die Mannschaft sehr gut umgesetzt, wobei uns das frühe 1:0 die Aufgabe erheblich leichter gemacht hat.

War Alemannias 4:1-Sieg in Bochum die Initialzündung?Hecking: Nein. Hier in Aachen gibt es nur Schwarz und Weiß. Vor fünf Wochen war noch alles dunkelschwarz, jetzt müssen wir aufpassen, dass das Umfeld nicht durchdreht. Wir bauen hier was Neues auf, haben im Vergleich zum Vorjahr 22 Spieler auf einem Niveau im Kader und nicht nur 14. Da die richtige Mischung zu finden, war nicht einfach. Aber nun sind wir soweit. Wenn wir in den letzten vier Spielen noch ordentlich punkten, sind wir oben dabei.

Alemannia Aachen muss aufsteigen, oder?Hecking: Ja, das Saisonziel haben wir ganz klar ausgegeben. Wir sind in den vergangenen drei Jahren jeweils Sechster geworden, da wäre jede andere Formulierung Quatsch gewesen.

Sie haben Reiner Plaßhenrich von Paderborn nach Lübeck gelockt und ihn auch mit nach Aachen genommen. Wie ist das Verhältnis der beiden Paderborner untereinander?Hecking: Normal. Die Art und Weise, wie Reiner Fußball spielt, ist für jede Mannschaft wichtig. Er arbeitet an seinen Schwächen und bringt eine super Einstellung mit. So hat sich Reiner den hohen Stellenwert, den er jetzt auch in Aachen genießt, hart erarbeitet.

Als Ewald Lienen vor einer Woche in Hannover entlassen wurde, galten auch Sie als möglicher Nachfolger.Hecking: Da gab es keinen Kontakt. Das hätten vielleicht einige Ihrer Kollegen gerne sehen, aber da war nichts dran.

Artikel vom 24.11.2005