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Nicht in tiefes Loch fallen

Krebs: Krankenhäuser bieten psychologische Betreuung

Gütersloh (mdel). Ein Drittel aller Krebspatienten entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung psychoonkologische Beschwerden. Diese können sich in Brechreiz, Schlafstörungen oder Depressionen äußern.

Um die Betreuung für Tumorpatienten zu verbessern, arbeiten das Städtische Klinikum und das St. Elisabeth-Hospital künftig mit der Psychotherapeutin Martina Wilkmann zusammen. Einmal in der Woche wird sie in beiden Häusern Betroffene, die einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt sind, behandeln und auch Angehörigen-Sprechstunden anbieten. Hierzu wird die Gütersloherin mit ihrer Praxis komplett in die Räume der onkologischen Ambulanz des Städtischen Klinikums umziehen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlichten gestern Dr. Andreas Köhler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Radioonkologie am Städtischen Klinikum, sowie Prof. Dr. Claus Gropp, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin/Hämatologie und Internistische Onkologie. Ärzten und Schwestern fehlten oft die Zeit für die psychosoziale Behandlung. »Der Anfang ist gemacht, und wir wollen das Angebot weiter ausbauen«, sagt Köhler.
Martina Wilkmann setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz. Die Patienten sollen vor, während und nach der Therapie Hilfe bekommen. Unterstützt wird ihre Arbeit von den Sozialdiensten und Geistlichen am Klinikum. »Wir sind dabei, ein psychoonkologisches Team zu bilden, das sich auf den Stationen verteilen wird«, erläutert die Therapeutin. Der Bedarf ist groß. Allein in der onkologischen Ambulanz werden im Quartal 1100 Tumorbehandlungen durchgeführt. Jeder Patient steckt die Erkrankung anders weg. Einige kommen gut damit klar und benötigen keine Hilfe, andere fallen in ein tiefes psychisches Loch. Hier bietet Martina Wilkmann ihre Hilfe an.
Schwierig ist die Finanzierung. Trotz angespannter Lage bezahlt das Städtische Klinikum die Dienste der Psychotherapeutin aus dem eigenen Budget. Um die Finanzierung zu sichern und das Angebot möglicherweise sogar auszubauen, befindet sich die Klinik in Gesprächen mit dem Kreis und den Krankenkassen. »Wir müssen viel Geld in die Hand nehmen und werden von der Politik allein gelassen«, kritisiert Dr. Joachim Hulde, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde.

Artikel vom 24.11.2005