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Westfalen auf Parties und Fußballfeldern

Peter Menne zeigt neue Zeichnungen im Stadtmuseum

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Da biegen sich die Balken im altehrwürdigen Adam-und-Eva-Haus: Wenn Peter Menne (43) »seine« Westfalen portätiert, dann bleibt kein Auge trocken.

»Westfalen - Land und Leute« heißt seine Ausstellung im Paderborner Stadtmuseum und nimmt damit den Titel seiner satirischen Kalender-Serie auf, die mit dem Exemplar 2006 bereits ins dritte Jahr geht. Der gebürtige Delbrücker zeigt eine Auswahl seiner spöttisch-hintergründigen Zeichnungen, in denen er treffend das pralle Leben seiner ostwestfälischen Heimat einfängt.
Menne ist ein artistischer Gaukler, der mit den zeichnerischen Flötentönen exzellent umzugehen weiß. Er selbst blickt in der Ausstellung spöttisch auf den Betrachter herab - in einem Selbstporträt als Till Eulenspiegel. Und genau so wie der sagenhafte Spaßmacher hält er seinem Publikum den Spiegel vor.
In den Zeichnungen von Peter Menne kann sich jeder wiederfinden - als Teilnehmer der Fronleichnamsprozession oder beim Martinsumzug, beim Sonntagsausflug oder auf der Beerdigung. Da begegnen dem Betrachter der zufriedene Schweinebauer und die geschwätzigen Landfrauen ebenso wie die sangesfreudigen Ordensschwestern oder der bierernste Karnevalist. Einige Szenen fanden Eingang in die Wandkalender 2005 und 2006. Ein Großteil der gezeigten Arbeiten aber ist auch für Menne-Freunde ein weitgehend neues »Schauinsland«.
Interessant im Vergleich ist allein die künstlerische Entwicklung, die der heute als studierter Grafikdesigner und Illustrator in Potsdam lebende Familienvater durchlaufen hat. Etwa zehn Schaffensjahre umfasst die Palette der ausgestellten Zeichnungen. Und wer genau hinschaut, wird unschwer erkennen, dass Menne in seinem satirischen Strich bissiger und pontierter geworden ist, noch brillanter überspitzt und karikiert. Seine Figuren bekommen einen kantigeren Charakter und wirken in ihrer köstlichen Überzeichnung noch besser getroffen.
Doch auch andere, bislang so noch nicht wahrgenommene Facetten des Zeichners werden deutlich: So präsentiert Menne eine Serie illustrierter Kontaktanzeigen, in denen beispielsweise »Friseuse Nadja«, eine passionierte Rollerfahrerin, ein pikanter »Damenkreis« oder ein Transvestit die passende Ergänzung suchen - ein dankbares Feld für den Porträtisten. Stilistisch freier und abstrahierender zeigt sich der Künstler in einigen neueren Arbeiten: Szenen vom Fußballplatz oder von einer ziemlich freizügigen Party sind nur noch impressionistisch als flüchtige Bewegungen eingefangen und verzichten auf das filigrane Detail. Zwei Siebdrucke belegen schließlich Mennes geschultes Handwerk auch in anderen grafischen Bereichen.
Wer noch einen Kalender für 2006 ergattern möchte, muss sich übrigens sputen. Die Auflage geht bereits zur Neige. Die gelungene Zusammenarbeit mit dem Paderborner Kleinkünstler Erwin Grosche, der die satirischen Texte zu den Kalenderblättern beisteuert, hat Menne dazu ermuntert, in den nächsten Jahren auch andere Kabarettisten mit westfälischen Wurzeln in sein Projekt einzubinden.

Artikel vom 22.11.2005