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Trotz Antragsflut
alles im Griff

Erste Bilanz der Verler Hartz IV-Abteilung

Von Elke Hänel
Verl (WB). Hartz IV, Arbeitslosengeld II, Ein-Euro-Jobs: Diese Begriffe beherrschten vor einem Jahr, kurz vor der Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende, die Schlagzeilen.

Inzwischen haben die GT Aktiv GmbH und die kommunalen Hartz IV-Abteilungen fast elf Monate Arbeit hinter sich - und sind erneut in den Schlagzeilen. Denn die Antragsflut ist weitaus größer als erwartet und vielerorts kaum noch zu bewältigen. So liegen aus sechs Kommunen des Kreises Gütersloh bereits Überlastungsanzeigen vor, etwa aus Gütersloh, wo die ursprüngliche Planung um 24 Prozent übertroffen wurde. Doch wie sieht es in Verl aus?
»Auch wir haben mehr Fälle als erwartet«, sagt Ferdinand Ortjohann von der örtlichen Hartz IV-Abteilung. »Wir waren von einer Zahl unter 400 ausgegangen, Anfang November hatten wir aber exakt 526 Fälle in der Bearbeitung. Das ist proportional die größte Steigerung im Kreis«, erklärt er. Die Abteilung, die mit vier Mitarbeitern gestartet war, ist inzwischen auf 4,4 Stellen gewachsen. Doch die Tatsache, dass in Verl trotz der deutlich höheren Fallzahl noch keine Alarmstimmung wie in anderen Kommunen herrscht, führt Bürgermeister Paul Hermreck in erster Linie auf einen anderen Umstand als die (geringe) Personalaufstockung zurück. »Wir haben sehr erfahrene Mitarbeiter in dieser Abteilung. In anderen Kommunen sind dort zum Teil Mitarbeiter eingesetzt, die aus ganz anderen Bereichen kamen, das macht sich natürlich bemerkbar«, meint er.
Ferdinand Ortjohann und seinen Kollegen ist es bereits in einigen Fällen gelungen, Arbeitsuchende in ein festes Arbeitsverhältnis zu vermitteln. Dafür seien die so genannten Ein-Euro-Jobs (die eigentlich 1,30-Euro-Jobs heißen müssten, weil genau diese Summe anrechnungsfrei als Entschädigung gezahlt wird) eine Hilfe. Nicht nur, weil sie insbesondere Langzeitarbeitslosen wieder die Gewöhnung an einen strukturierten Arbeitstag ermöglichten, sondern auch, weil die Teilnahme eine gute Referenz für künftige Arbeitgeber sei. Außerdem sind die Jobs, die zum Beispiel im Bauhof, in der Bibliothek oder auch im St.-Anna-Heim eingerichtet werden, bei den Arbeitslosen begehrt, denen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Die Vermittlung in feste Arbeitsverhältnisse sei übrigens auch bei Älteren und Schwerstbehinderten gelungen, erzählt Ortjohann. »Denn bei den Firmen setzt man schon längst nicht mehr nur auf junge Arbeitskräfte«, stellt Sozialamtsleiter Bruno Harkötter eine Trendwende fest.
Ganz zufrieden sind die Mitarbeiter der Abteilung dennoch nicht. Zum einen sei der bürokratische Aufwand sehr hoch, zum anderen habe das Computerprogramm der Bundesagentur für Arbeit noch einige Lücken. Nächstes Jahr solle sich da aber einiges ändern.

Artikel vom 22.11.2005