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Ein Ersatz für den Diebstahl

Im Auktionsfieber: Günstige Räder sind gefragt

Von Moritz Winde
(Text und Foto)
Löhne (LZ). »Zum ersten, zum zweiten und zum dritten.« Michel Mathieu klatscht in die Hände und springt jubelnd in die Luft. Soeben hat der Jugendliche von Auktionator Ralf Isemann den Zuschlag für ein lilafarbenes Damenrad erhalten. Bei der Versteigerung auf dem Rathausparkplatz kamen am Samstag 26 Drahtesel unter den Hammer.

»25 Euro, das ist wirklich ein stolzer Preis. Dafür ist es aber noch ganz gut in Schuss«, sagt Michel Mathieu. Er musste sich gegen einen hartnäckigen älteren Herren durchsetzen, der ebenfalls an dem 28-Zoll-Fahrrad großes Interesse zeigte. Doch Michel Mathieu hatte schon im Vorfeld sein Wunschrad auserkoren und lieferte daher gemeinsam mit seinem Vater dem Gegner enorme Gegenwehr. »Ich weiß nicht, wie hoch wir preislich mitgegangen wären. Das Bieten macht aber auch eine Menge Spaß«, sagt Ralf Mathieu. Zum ersten Mal war er bei einer Versteigerung in Löhne gefundener Zweiräder dabei und war gleich bei drei Drahteseln Meistbietender.
»Meinem Sohn und mir haben sie vor zwei Wochen die Räder gestohlen. Ich bin nicht bereit, erneut so viel Geld auszugeben. Daher ist diese Veranstaltung eine gute Alternative«, sagt Ralf Mathieu. Zumal Michel auf ein Fahrrad angewiesen ist. »Wie soll ich denn sonst zur Schule kommen?«, fragt der 16-Jährige, der jeden Morgen rund 30 Minuten vom Wohnort zur Werretalschule benötigt. Wie er seinen neuen fahrbaren Untersatz auf Vordermann bringt, hat er sich schon genau überlegt. »Nachdem ich die Kleinigkeiten wie Reifenflicken und reparieren der Lichtanlage erledigt habe, lackiere ich das Rad um. Lila passt doch nicht zu mir. In schwarz aber sieht es bestimmt richtig spitze aus«, erzählt der Schüler am Samstag von seinen Werkstattplänen.
Doch nicht nur Michel Mathieu hat ein passendes Fahrrad für sich gefunden. Auch Vanessa Link strahlte über das ganze Gesicht, als ihr ihre Mutter ihren Wunsch erfüllt hatte. »Wir haben aber echt Glück gehabt, dass sich keiner für dieses tolle Rad interessierte. Ein wahres Schnäppchen«, freut sich Bianca Link darüber, nur zwölf Euro für das dunkelrote Damenrad ausgegeben zu haben. Denn »wegen des rasanten Wachsens« ihrer neunjährigen Tochter müsse jedes Jahr ein neuer Drahtesel her.
Ordnungsamtmitarbeiterin Cornelia Lange händigte den Käufern Quittungen aus, die den rechtmäßigen Eigentum bestätigten. »Wenn gefundene Fahrräder nach einem halben Jahr nicht abgeholt werden, verstreicht die Aufbewahrungsfrist und sie dürfen versteigert werden«, erklärt die 25-Jährige. Schließlich können die Drahtesel nicht ewig im Rathauskeller aufbewahrt werden. Schon alleine nidcht wegen des dort fehlenden Platzes.

Artikel vom 21.11.2005