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Egon Schewe führte souverän durch das Programm.

16. Abend soll nicht der Abschied sein

700 Zuschauer spenden Beifall für die große Varieté-Nacht - Unterschriften für den Erhalt

Von Silke Schade
(Text und Fotos)
Löhne (LZ). Kurz vor Mitternacht fliegen die Beine, flattern die Röcke. Die Tänzerinnen fallen elegant in den Spagat. Begeisterter Applaus brandet auf. 350 Zuschauer am Freitag und genau so viele am Samstag hält nichts mehr auf den Stühlen in der Werretalhalle.

Der Cancan ist der stimmungsvolle Höhepunkt jeder Varieté-Nacht. Und das schon seit 16 Jahren, auch am vergangenen Wochenende, da möglicherweise aber zum letzten Mal.Der Stadtrat hat die Zuschüsse für die Veranstaltung in diesem Jahr auf 40 Prozent der bisherigen Mittel gekürzt. 2006 soll der Geldhahn ganz zugedreht werden. »Das stellt uns vor die Überlebensfrage«, sagt Conférencier Egon Schewe vom Verein Kommunikation, Kultur und politische Bildung, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Stadtjugendring ausrichtet. Gleich zu Beginn bittet er die Zuschauer um Unterstützung. Auf jedem Tisch liegt dafür eine Unterschriftenliste bereit. Die Künstler, allesamt alte Bekannte, die mit einem neuen Programm aufwarten, geben mit ihren Auftritten eine Antwort. Das zweiköpfige Wall Street Theatre spricht dabei seine eigene Sprache, bevorzugt Englisch. Herr Schulze und Herr Schröder bieten Wort- und Sportakrobatik. Fröhlich vor sich hinbabbelnd, hängen sie auf, an, über und unter den Stühlen. Ganz locker vom Hocker. Oder wie sie es übersetzen: »Cool from the Stuhl.« Blub drückt lieber die Enten, die er auf dem Schwimmring um seine Hüften liebevoll aufgereiht hat. So bewährt er sich als quietschfideler Liedermacher.
Bei Blubs Jongliernummern mit Tennisbällen und -schlägern assistiert sie, doch als sie das Lasso schwingt, gehört die Bühne nur ihr: Sabrina Fackelli lässt die Seile tanzen. Einen Rollentausch vollziehen die »2 Trux«. Bei dieser Nummer trägt die Frau ihren Mann auf den Händen - auch wenn er Kopf steht.
Benzingeruch schwängert die Luft beim Auftritt von Magical Moments. Die Assistentin, in Handschellen gefesselt, nur durch einen Helm geschützt, steigt in eine vom Motor angetriebene, rotierende Zentrifugalkraftmaschine. Die sie später etwas wankend, aber unbeschadet wieder verlässt. Bei Tanzbar, einer Formation der Turngemeinde Herford, passt dagegen jeder Schritt. Die neun Damen tanzen ihre Zuschauer geradezu schwindelig. Eine heiße Sohle legen auch zwei Paare aufs Parkett, als Boogieman Vito aus Vlotho in die Tasten haut und die Musik der vierziger und fünfziger Jahre noch einmal aufleben lässt. Mit Ohrwürmern sorgt die Band »InCompany« für Stimmung zwischen den Auftritten.
80 ehrenamtliche Helfer sorgen derweil dafür, dass es den Gästen weder an Ess- noch an Trinkbarem fehlt. Mit dem traditionellen Abschlusslied »Good Night, Irene«, gemeinsam gesungen von Organisatoren, Künstlern und Zuschauern, endet nach vier Stunden die 16. und vielleicht letzte Löhner Varieté-Nacht.

Artikel vom 21.11.2005