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»Dirigent« trifft noch jeden Ton

Gisela Weitzel aus Herford besitzt ein 50 Jahre altes Grundig Radio

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Zuerst brummt es ein wenig, aber dann kommt es auf Touren. Gewisse Startschwierigkeiten mag man diesem technischen Gerät jedoch nachsehen, denn es ist immerhin schon ein halbes Jahrhundert alt. Die Herforderin Gisela Weitzel besitzt ein Grundig Radio von 1955.

Die gelernte Schneiderin kann sich noch genau erinnern: »Mein Mann Wolfgang, der 2003 verstorben ist, hat das Radio mit in unsere Ehe gebracht.« Mitte der 50-er Jahre war der kastenförmige Rundfunkempfänger in den Grundig-Werken im damals typischen Holzgehäuse gefertigt worden. »3 D-Klang Fern-Dirigent« prangt in geschwungenen Lettern als Modellbezeichnung an der vorderen Stoffbespannung. »Wir haben damals oft vor dem Radio gesessen, Nachrichten und Musik gehört, denn einen Fernseher hatten wir nicht«, sagt Gisela Weitzel.
Kurios muten an dem noch tadellos klingenden »Dirigent« heute nicht nur die riesigen Drehknöpfe für die Lautstärkeregelung und die Sendereinstellung an, sondern auch die Namen der Sender selbst, die auf den Skalen der Lang- und Mittelwelle vermerkt sind, geben Auskunft über vergangene (Rundfunk-)Zeiten.
Da konnte Radio Minsk empfangen werden, Berlin-Ost, Rias Berlin, Beromünster, Vatikan, Motola Ankara, Hilversum, Florenz, Bordeaux, Monte Ceneri oder Hörby (wo immer das liegen mag).
»Ich habe das Radio jetzt nicht mehr in Betrieb, aber es ist eigentlich zu schade, um es irgendwo verstauben zu lassen«, meint die Herforderin.
Sie hat schon ein geeignetes Plätzchen für ihr altes Schätzchen im Auge: »Ich habe gehört, dass in Herford ein Musikmuseum geplant ist - dort könnte das Radio ausgestellt werden.«

Artikel vom 19.11.2005