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Gemeinden droht
erneuter Einbruch

Kirchenkreis sagt Synode ab - neues Gutachten

Von Stephan Rechlin
Kreis Gütersloh (WB). Der Kirchenkreis Gütersloh hat die für Ende der Woche geplante Sondersynode abgeblasen. Alle Sparvorschläge, die dort erörtert werden sollten, sind schon wieder über den Haufen geworfen. So düster sind die Einnahmeaussichten der kommenden Jahre.

Gut 15 Millionen Euro wird die evangelische Kirche in Westfalen im kommenden Jahr weniger einnehmen als erwartet. Diese Zahlen wurden bei der jüngsten Landessynode in Bielefeld mitgeteilt. Bernd Zirbes, Verwaltungsleiter im Kirchenkreis Gütersloh, hat das noch nicht auf den Cent genau heruntergerechnet. Für ihn steht jedoch fest: »Wir müssen nicht Ende der Woche über eine neue Pfarrstellen-Berechnung beraten oder über die künftige Besetzung des Jugendreferates, wenn wir nicht wissen, wieviel Geld uns in den kommenden beiden Jahren zur Verfügung stehen wird.« Die Sondersynode wurde darum auf das kommende Frühjahr vertagt. Zuvor wird sich im Februar 2006 die reguläre Finanzsynode mit dem Haushalt des laufenden Jahres befassen.
In den Gemeinden der evangelischen Kirche Gütersloh zählen seit mindestens zwei Jahren Sparbeschlüsse ebenso zum Ritual wie Gebete und Glaubensbekenntnisse. Sie erhalten nun professionelle Unterstützung. Die Hamburger Lischke Consulting GmbH hat ein Gutachten zur wirtschaftlichen Situation der Kirche in Gütersloh vorgelegt. Über dessen Ergebnisse will das Presbyterium erst im kommenden Jahr beraten. Den Gemeinden wurde jedoch schon mal ein Vorbericht zugesandt. Darin erhalten sie überraschend Rückendeckung.
Der Verkauf von Kirchen und der Verzicht auf Kindergärten sind demnach die allerletzten Sparmaßnahmen. Die Gebäude besäßen eine wichtige Symbolkraft, die Kindergärten eine hohe Integrationskraft - beides Werte, die nicht in einer Bilanz zu Buche schlügen, gleichwohl aber ein hohes Potenzial aufböten. Das Gutachten empfiehlt, bei den übergeordneten Aufgaben anzusetzen. Damit geraten nicht nur die Verwaltungen an der Kirch- und Moltkestraße in den Blick - auch die Diakonie, der Jugendbereich und die Kirchenmusik samt renommierten Bachchor wären fortan antastbar. »Das waren sie schon immer«, sagt Pastor Eckhard Heidemann, Vorsitzender des Gütersloher Presbyteriums, »es gibt bei uns kein Tabu.«
Nur eines vielleicht. Das bevorstehende Weihnachtsfest wollen die evangelischen Christen in Gütersloh nicht mit der schnöden Mammon-Debatte belasten.

Artikel vom 21.11.2005