21.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Und jetzt noch faltiger

Kabarett gegen den Schönheitswahn


»Cellulita, die Königin der Nachtscremes« wusste Bescheid: Ausschließlich Probleme im Gewichts- und Gesichtsbereich haben die Teilnehmer des Aktionstages, darunter einzelne Herren, in Bewegung gesetzt. »Ihr wollt uns wohl demütigen?, erkundigte sich Petra Afonin streng. Und versprach ihnen scharfzüngig und mit Hilfe von Simone Witt am Klavier, nicht nur über die alternde Frau und ihre Midlife-Krise nachzudenken, sondern auch über ihr männliche Pendant, über ein Anti-Aging-Training unter Einbeziehung der Realität und der rosaroten Brille. Erbarmungslos komisch.
»Glauben Sie niemals graumelierten Machos in Hausjacken! Der Mann schwingt seine Hanteln unter Ausschluss der Öffentlichkeit«, forderte die Kabarettistin einen gnadenlosen Blick in den Spiegel. Ihr Rezept gegen »die morgendliche Höhnung?« Einen gewissen melancholischen Einschlag konnte die unerbittliche Mittvierzigerin (mindestens) nicht verbergen. »Wo ist meine Taille hin? Wo ist sie geblieben?«, sang sie und beantwortete die Frage folkige Fangfrage respektlos selbst: »Sie sitzt unter Dreifachkinn«.
Cellulita schoss in alle Richtungen ihre bösen Pfeile ab: zu denjenigen, die mit »Lachfalten am ganzen Körper« kämpfen. Und dorthin, wo man dem Verunfallen auf Fitnessgeräten nur schwer entkommt. Kein gutes Haar ließ sie an der Mode, vor allem an der »gemeinen Stretchhose«. »Früher konnten wir uns verhüllen. Alles war ansprechend verpackt. Teure Dessous überließen wir Ehefrauen und Hauptamtlichen«, kritisierte sie in ihrem Rundumschlag gegen alle gängigen Schönheitsideale. Ihr Tipp: mit unabänderlichen Veränderungen pragmatisch umgehen. Was weg ist, ist weg. Und wenn's der Mann ist. kg

Artikel vom 21.11.2005