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Da pfeift die singende Säge

Glorioses Konzert zum 25-jährigen Jubiläum der »Drops« im Reethus

Von Johannes Zoller (Text und Foto)
Rheda-Wiedenbrück (WB). »In unseren Anfängen vor 25 Jahren kamen hier vielleicht gerade einmal 25 Leute ins Konzert«, witzelte der Tenor Joachim Thalmann des Vokalquartetts »Drops«. Am Donnerstagabend war das Reethus auf jeden Fall zur großen Freude der vier brillanten Sänger und ihrem Pianisten, Christoph Grohmann, komplett ausverkauft.

Im Rahmen der Theaterreihe B hatten die Musiker der »Drops« zu einem Festkonzert ihres 25-jährigen Bühnenjubiläums eingeladen. Aus ihrem umfangreichen Repertoire von rund 200 Kompositionen haben die Profi-Sänger und Jubilare, Hans-Ulrich Henning (Tenor), Joachim Thalmann (Tenor), Volker Schrewe (Bariton) und Hans-Peter Bendt (Bass), ihr »Best of«-Programm zusammengestellt.
Mit theatralisch perfekten Einlagen, tänzerisch gekonnten Choreografien und Lachsalven erntenden, komödiantischen Zwischenspielen, waren die vier Herren nicht zuletzt auch mit ihren hervorragend ausgebildeten Stimmen in absoluter Höchstform. »Die Drops sind da! Das Reethus tobt!«, sollte denn auch nach einer sentimentalen, musikalischen Reise nach Amerika keine Übertreibung gewesen sein.
Henning imitierte die Jazz-Trompete mit Dämpfer in »Sentimental Journey« stimmlich vollkommen exakt, wobei seine Kollegen in ihren durch ihre Singstimmen imitierten Instrumentaleinlagen nicht weniger glänzten. »Ain't she sweet« folgte auf deutsche Volkslieder aus der Anfangszeit wie »Hab oft im Kreise der Lieben«. Bei »Alles wird wieder gut«, schossen selbst den Engländern die »Tränen senkrecht aus den Augen«, wusste Thalmann aus den frühen Londoner Auftritten in Piccadilly zu berichten.
Nach »Ach wie schön ist die Liebe in der Milchbar« wurde auf den »schönen« Schrewe anspielend, »Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?«, zum Besten gegeben. Während des französischen Liebesliedes »Parlez moi dÕamour« mit skurrilen Instrumenten wie Tasse, Kaffeelöffel, Plastikrohr und Karnevalstrompete konnte sich Henning in seiner mit einer »singenden Säge« gemimten Pfeifkonzerteinlage mit übertriebenem Vibrato unübertroffen zeigen.
Selbiges galt für Bendt als Rasputin-Imitator in »Rasputin«, für Schrewe als Schlossgespenst in »Das Schlossgespenst von Canterville« und Thalmann in seinen Ansagen mit geistreichem Humor. Das folgende Zitat aus einem deutschen HiFi-Journal ist wohl keine Übertreibung: »Von allen Nachfolgern der Comedian Harmonists sind wohl nur zwei gut genug, einen Erbanspruch zu erheben - zum einen die britischen »Kings SingerÕs«, zum anderen »Drops«.« Das »komische Herrenquartett« aus Westfalen mit seinen kabarettistischen Programmen trat zu Recht bei mittlerweile nahezu allen öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten Deutschlands auf.
Mit den drei Zugaben »Veronika«, »Uraufführung eines Argentinischen Tangos« und »Katy« dankten die »Drops« schließlich dem Rhedaer Publikum für seinen begeisterten Applaus.

Artikel vom 19.11.2005