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Tagesklinik
vor dem Start

Vorstellung im Dezember

Halle (kg). Ein »weißer Fleck« auf der medizinischen Landkarte des Kreises Gütersloh wird ausgelöscht: Die psychiatrische Tagesklinik an der Moltkestraße in Halle schließt von Jahresbeginn an eine Versorgungslücke im Altkreis Halle. An den ersten vier Freitagen im Dezember sind Vorstellungsgespräche möglich.

Zwischen 8.30 und 12.30 Uhr stehen Ärzte als Ansprechpartner zur Verfügung für Patienten, die mit oder ohne Einweisung kommen. Allerdings sollten sie sich vorher telefonisch anmelden unter % 0521/502 210.
»Unser Team bereitet sich derzeit auf den Start vor«, unterstrich Prof. Dr. Ingrid Börner, Ärztliche Direktorin der Westfälischen Klinik in Gütersloh, dem Mutterhaus der Haller Einrichtung. Mit den niedergelassenen Ärzten, mit Selbsthilfegruppen und sozialen Dienste sei eine gute Kooperation geplant, ergänzte Reinhard Loer als Kaufmännischer Direktor der Westfälischen Klinik. Die offizielle Eröffnung und damit auch ein Tag der offenen Tür sei für Ende Januar/Anfang Februar geplant.
Dann werden Interessierte und auch die Nachbarn die hellen, freundlichen und modern gestalteten Räume in Augenschein nehmen können, in denen Ärzte, Psychologen, Ergo- und Bewegungstherapeuten mit vielen Zusatzqualifikationen, Sozialarbeitern und Mitarbeitern aus der Pflege bis zu 20 psychisch Kranke von acht bis 16.30 Uhr behandeln. Reinhard Loer: »Wir bieten eine intensive Krankenbehandlung ohne Bett«. Möglich wurde dies auch mit finanzieller Unterstützung aus dem Landeskrankenhaus-Bauprogramm.
Seit mehr als 30 Jahren hat sich die Behandlung in der Tagesklinik als vollwertiges Angebot mit vielen Vorteilen durchgesetzt. Ziel ist es, nach Möglichkeit eine vollstationäre Behandlung zu vermeiden oder aber, wenn unumgänglich, den stationären Aufenthalt zu verkürzen. Neben der Tatsache, dass diese Behandlungsform für die meisten Patienten angenehmer ist, hat sie den Vorteil, dass die Therapie noch besser auf die Probleme des Umfeldes abgestimmt werden kann: familiäre Konflikte, Ängste, Belastungen. Schließlich soll die Behandlung dem Patienten helfen, in seiner Umgebung wieder besser zu Recht zu kommen.
Wer bislang beispielsweise wegen einer Angsterkrankung, Depression, Psychose oder in einer Lebenskrise eine Tagesklinik in Anspruch nehmen wollte, musste den Weg nach Gütersloh in Kauf nehmen. Ein Weg, der für viele Erwachsene künftig entfällt.
Einzel- und Gruppengespräche, Sport- oder Ergotherapie, kognitives Training, Genusstraining und Entspannungsübungen werden künftig auch in Halle angeboten. Es wird beispielsweise präventiv gearbeitet oder unter Einbeziehung der Angehörigen. Etwa ab Ende des nächsten Sommers will man auch ein kleines therapeutisches Angebot an den Wochenendtagen vorhalten, die vor allem für allein stehende Menschen oft schwierig sind
Auf jeden Fall gibt es für die Patienten keine Altersgrenze nach oben - etwas ganz Neues im psychotherapeutischen Angebot. Allein die medizinische Notwendigkeit ist entscheidend für eine Aufnahme.
Zudem sollen in dem neuen Haus in direkter Nähe zum Haller Krankenhaus regelmäßig Vorträge zu psychischen Erkrankungen und Störungen angeboten werden, ergänzte Psychologin Kerstin Retzlaff.

Artikel vom 26.11.2005