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Weber wirft Brocken nicht hin

Rücktritts-Andeutung und Forderung nach neuem Personal vom Tisch

Aus Herne berichtet
Dirk Heidemann
Herne (WB). Aus im Meisterschaftsrennen der Fußball-Oberliga, Aus im Achtelfinale des Westfalenpokal-Wettbewerbs. Nach dieser niederschmetternden Negativ-Bilanz beim FC Gütersloh 2000 noch vor dem Beginn der Winterpause schreckte Dr. Jörg Weber in seiner ersten Enttäuschung auch vor weitreichenden Konsequenzen nicht zurück. Entweder neues Personal oder der Trainer wirft das Handtuch - diese Eindrücke entstanden am Samstag nach dem erst in den Schluss-Minuten mit 3:5 (1:1) verlorenen Pokalfight bei Westfalia Herne.

»Diese individuellen Fehler und Defizite in unserer Hintermannschaft, über die ich heute ein vernichtendes Urteil fällen muss, werde ich nicht eine weitere Halbserie oder gar Saison akzeptieren«, monierte Weber, der ankündigte, sich in der Winterpause »Gedanken machen« zu wollen: »Die Situation muss knallhart analysiert werden. Mit dieser Defensive, die einer besseren Nachwuchsmannschaft gleicht, haben wir in der Oberliga-Spitze nichts zu suchen.« Weber sprach sogar von »Spannungen zwischen Offensive und Defensive«, da es trotz drei erzielter Treffer in der Fremde erneut nicht gelungen sei, eine Partie für sich zu entscheiden.
Gestern ruderte Weber dann zurück. »Ich war verärgert. Und auch wenn es den Anschein hatte: Ich habe nicht eine Sekunde lang daran gedacht, die Brocken hinzuwerfen. Ich wollte mit meiner Aussage auch keinen Druck auf den Verein ausüben und möchte gerne weiter mit dieser Mannschaft zusammenarbeiten«, so Weber am Sonntag gegenüber dem WESTFALEN-BLATT und er ergänzte: »Der Verein ist so gut aufgestellt wie seit Jahren nicht mehr. Wir müssen nur den eingeschlagenen Weg weitergehen.«
Worte die Norbert Wöstmann gerne hören wird. »Ich kann mir keinen besseren Trainer für den FCG vorstellen als den Doktor«, erklärte der Interimspräsident gestern auf Anfrage, wird dem Wunsch Webers nach neuem Defensiv-Personal eventuell aber doch schon in der Winterpause nachkommen: »Alles ist möglich.«
Noch am Samstag im Bannstrahl von Weber: Max Heinrich, der das erste Gegentor verschuldete, sowie Piet Behrens, der Treffer Nummer drei und vier auf dem Gewissen hatte. Es passte ins Bild, dass zudem der als Abwehrchef bezeichnete, für diese Position allerdings zu ruhige Deniz Sahin in Co-Produktion mit dem sonstigen Ersatztorhüter Dennis Grüger das zweite Gegentor begünstigte. Die desolate Gütersloher Defensive erlaubte der wiederum nicht überzeugenden Westfalia, die vor zwei Wochen eine 2:6-Packung im Heidewald kassiert hatte, das Erreichen des Pokal-Viertelfinals beim VfL Bochum II (musste beim 2:0 beim Bezirksligisten Wickede in die Verlängerung).
Dabei offenbarten die Herner am Schloß Strünkede sogar ähnliche Abwehr-Defizite wie der FCG, sie wirkten sich unterm Strich jedoch als weniger gravierend aus. Michael Erzen (18.) und Sami El-Nounou (20.) hätten die Westfalia bereits zur Pause in Front bringen können. Furios trumpfte der FCG dann im zweiten Abschnitt im Angriff auf. Angetrieben von Tibor Nadj und Dirk Flock sowie einem gewohnt ballsicheren Marinko Miletic ergaben sich Chancen in Hülle und Fülle. Doch Sahin (51.), Flock (57./74./81.), Miletic (64.), Marco Antwerpen (71.), Eckel (73.) und Marcus Fischer (83.) verpassten - so kurios es klingt - ein Schützenfest. Als trotz dreimaligen Rückstandes alles mit dem vierten Gütersloher Tor noch in der regulären Spielzeit rechnete, schlug der »doppelte Makarchuk« (90./92.) zu.

Artikel vom 21.11.2005