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Von Manfred Schraven

Paderborner
Perspektiven

Wenn du ein Paderborner bist


Wenn es nur einmal wäre - ok: Gespielt und verloren . . . aber gleich dreimal rechtlich ein Großprojekt gegen die Wand setzen . . . Die Worte von Milan Nitzschke sorgten für unbehagliche Ruhe im Rat der Stadt Paderborn, als der SPD-Sprecher Bürgermeister Heinz Paus in Sachen »Baustopp für die paragon arena« vorwarf: »Sie sind gescheitert und haben Schaden angerichtet!« Die kurze Chronik der Blamagen: Nachdem die Multifunktionshalle am Schützenplatz, die als Schnellprojekt durchgeboxt werden sollte, zu Grabe getragen wurde und aller Voraussicht nach auch der Bau der Kammerspiele auf dem Gelände der Volksbank am Kötterhagen wie eine Luftblase zerplatzt, droht jetzt das Aus fürs Stadion. Will die Stadt nach der »Kulturruine« nicht auch noch auf einer »Sportruine« sitzen bleiben, müssen Bürgermeister, Stadtverwaltung und der Rat der Stadt schleunigst die Ärmel hochkrempeln, retten, was zu retten ist. Kaum auszudenken, wenn das juristische Debakel jetzt auch noch zum politischen wird. Es wäre eine Bankrotterklärung des gesamten Rates.
Und insgeheim scheinen alle das zu spüren: Alle sind geschockt, keiner aber traut sich so richtig, etwas zu sagen. Es ist auch besser so, zumindest solange, bis sie die juristische Hinrichtung politisch verdaut und geheilt haben. Die schallende Ohrfeige des Gerichts zeigt Wirkung. Der Wunsch als Vater des Gedankens »es wird schon laufen« wurde schwer bestraft. Es bleibt ein bitterer Geschmack, wenn bis heute kein Wort mit den Klägern gesprochen wurde, wie es von Ratsmitgliedern mittlerweile selbst kleinlaut eingeräumt wird.

Hüten wir uns aber, bei allem Frust zusätzlich noch Feindbilder aufzubauen. Die Kläger nämlich sind nicht Feinde des runden Leders, sondern die davon Getroffenen. Sie nehmen deshalb ihre ureigensten demokratischen Rechte wahr. Und dazu gehört auch eine Klage vor den Verwaltungsgerichten. In diesem Zusammenhang gilt Respekt dem Kläger, Rechtsanwalt Heinrich Loriz, der trotz, auch massiver Anfeindungen den Weg durch die Instanzen durchgehalten hat. Jetzt blickt die Paderborner Welt auf Montag - auf die erste gemeinsame Krisensitzung von Rat, Anwälten und Betreibergesellschaft nach dem Tage X. Auf dem Tisch der Elefantenrunde der Beschluss des OVG Münster, mit am Tisch die Angst vorm Kollaps.
Gut zu wissen, dass auch die Opposition bemüht ist, den erheblichen Mangel zu heilen. So beklagt der Fraktionsvorsitzende der FBI, Hartmut Hüttemann, zwar fehlende Kommunikation zwischen Bürgermeisteretage und politischen Gremien, versprach aber volle Unterstützung beim Bemühen, die Kuh vom Eis zu kriegen. Sollte das nicht gelingen, werden im Rathaus wohl nicht nur Stühle wackeln sondern Köpfe rollen. Wenig hilfreich ist dagegen die politische Verweigerungshaltung der SPD, die zwar immer auch in der Öffentlichkeit vom neuen Stadion schwärmt, bei den erforderlichen Beschlüssen aber regelmäßig abtaucht. Wir sollten jetzt gemeinsam singen: Steh auf, wenn du ein Paderborner bist!

Artikel vom 19.11.2005