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Sicher durch Eis und Schnee

Der große Ansturm auf die Winterreifen hat begonnen

Von Manfred Köhler (Text und Foto)
Verl (WB). Es wird zunehmend kälter in Verl, die Wetterfrösche haben bereits für die kommende Woche Minustemperaturen und Schnee angekündigt. Während die Kinder in froher Erwartung die Schlitten klar machen, müssen die Autofahrer Rutschpartien der gefährlichen Art befürchten. Da hilft nur eins: mit Winterreifen auf Nummer sicher gehen.

Ab sieben Grad Celsius nämlich beginnt der Sommerpneu zu schwächeln. »So lange sollte man nicht warten«, warnt Peter Gusinde. »Spätestens im Oktober sollten die Sommerreifen in den Winterschlaf gehen und Winterreifen gefahren werden«, empfiehlt der Fachmann. Umgekehrt könne jedoch der Winterreifen ohne Sicherheitsprobleme über die Saison hinaus gefahren werden. Der 64-Jährige kennt sich mit der Materie aus, wie kaum ein anderer: Er ist Vulkanisiermeister, Sachverständiger für das Reifenwesen in Ostwestfalen-Lippe und seit 1969 mit seiner Reifenfirma in Verl selbstständig - zunächst an der Österwieher Straße, seit 1984 an der Nickelstraße im Industriegebiet.
Doch sein Wunsch ging bisher noch in keinem Jahr in Erfüllung. Erst wenn der Winter so richtig Ernst zu machen droht, boomt der Reifenwechsel. Zurzeit hat das neunköpfige Team um Peter Gusinde alle Hände voll zu tun, manchmal bilden sich lange Schlangen vor den Monteuren. So auch gestern Morgen schon ab 8 Uhr. »Dann müssen Autofahrer auch schon mal eine halbe Stunde Wartezeit in Kauf nehmen«, sagt der Meister. Der Wechsel selber ist dann flugs erledigt - in zehn bis 15 Minuten. Der große Ansturm dauere erfahrungsgemäß drei bis vier Wochen. Die Zahl der Kunden, die im Winter auf Nummer sicher gingen, steige auch stetig, stellt er fest. Dieser Trend wird wohl im kommenden Jahr noch einen kräftigen Schub bekommen: Denn ab Mai 2006 sollen Reifenmuffel, deren Pneus nicht den Straßenbedingungen angepasst sind, mit einem Bußgeld zur Kasse gebeten werden.
Die Vorteile, die der Winterreifen bringt, liegen klar auf der Hand, wie Peter Gusinde erklärt: »Durch eine spezielle Gummimischung und ein offeneres Profil mit tiefen Einschnitten und Lamellen haften sie besser auf der Fahrbahn.« Sommerreifen dagegen werden bei Kälte hart und beginnen zu rutschen. Doch für ganz neue Winterreifen gilt zunächst: Vorsicht! Peter Gusinde: »Die müssen eingefahren werden. Auf den ersten 600 bis 1000 Kilometern ist die Lauffläche noch etwas glatt.«
Wohin aber mit den Sommerreifen im Winter und den Winterreifen im Sommer? »Kein Problem«, sagt der Fachmann, »wer sie nicht selber einlagern kann, kann sie gegen eine Gebühr bei uns lassen.« Grundsätzlich gelte: Sie müssen kühl, trocken und sauber aufbewahrt werden - am besten gestapelt, aber auch stehend, wenn sie mit Felge sind. »Nicht in der Nähe von Öl oder Benzin«, warnt Peter Gusinde und gibt noch einen Tipp: »Stehende Räder ab und zu drehen!« Außerdem: »Zu Beginn jeder Saison sollten die Reifen geprüft und müssen durch erneutes Auswuchten fit gemacht werden.« Nach neuen Bestimmungen dürfen dazu nicht mehr die üblichen Gewichte aus Blei, sondern nur noch solche aus Zink und Eisen verwendet werden.
Ein ganz gewichtiger Grund, sich den Einsatz von Winterreifen reiflich zu überlegen, seien für die Kunden die Kosten, weiß Peter Gusinde aus der täglichen Praxis. Ein Satz liege zwischen 300 und 2000 Euro. Ein Winterreifen mit dem Standardmaß von 195/65 R 15 koste etwa 70 Euro ohne Service. Das Geld sei gut angelegt. Peter Gusinde: »Man gewinnt Sicherheit und kann ja die Winterreifen fast genauso lange fahren, wie die Sommerreifen.«
Wer das Wechseln und die Zusatzinvestition vermeiden möchte und zum so genannten Ganzjahresreifen greift, könnte die Rechnung ohne Eis und Schnee machen. »Für den krassen Winter sind die nicht geeignet«, weiß Peter Gusinde.

Artikel vom 18.11.2005