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Davon können andere nur träumen

Rekordetat für 2006 - Finanzstärke unübertroffen - 21,2 Millionen Euro an KreisÊ

Verl (köh). Vom Zaubertrank ist immer noch reichlich da: Das »kleine Dorf« Verl bleibt auch im kommenden Haushaltsjahr ein Lichtblick unter den Kommunen in Westfalen. Mit einem Rekordhaushalt von 58,2 Millionen Euro geht die Ölbachgemeinde in das Jahr 2006 und kann einen tiefen Zug aus ihrer Zaubertrankflasche tun.

Ein dickes Sparkonto von 21 Millionen Euro und null Euro Schulden erlauben es der Gemeinde, kräftig die Muskeln spielen zu lassen und Investitionen zu tätigen, von denen andere Kommunen nur träumen können. Daran ändert auch die schmerzhafte Tatsache nichts, dass Verl nicht nur ein Vorbild in Sachen Finanzen, sondern auch der »Zahlmeister« unter den Kommunen im Kreis Gütersloh ist. Mit einer Kreisumlage von 21,5 Mio. Euro zahlen die Verler nach der Stadt Gütersloh den zweithöchsten Betrag und überweisen damit mehr als die Hälfte ihres Verwaltungshaushaltes auf das Konto des Kreises, finanzieren somit 12,5 Prozent des Kreishaushaltes.
Doch auch noch nach dem Geldabfluss in diverse Projekte, wie etwa Feuerwehr (121 500 Euro), Rathaus (fünf Mio. Euro), Offene Ganztagsschulen (225 000 Euro), Kosten und Investitionen für Straßenbau (3,1 Mio. Euro) und Schulen (6,7 Mio. Euro) sowie für Personalkosten (6,2 Mio. Euro), werden im Haushaltsjahr 2006 immer noch elf Mio. Euro im Sparstrumpf sein. Das aber nur, weil aus wirtschaftlicher Vorsicht erstmals wieder eine Kreditaufnahme eingeplant ist: fünf Millionen Euro für das neue Rathaus.
»Aber auch ohne Kreditaufnahme würde die Rücklage immer noch sechs Mio. Euro betragen«, freute sich Bürgermeister Paul Hermreck, der Donnerstag Abend den Etat für 2006 vorlegte. »Trotz der unverändert unbefriedigenden konjunkturellen Situation liegt vor Ihnen ein Haushalt, der die Finanzstärke der Gemeinde Verl deutlich unterstreicht und in dieser Höhe bisher unübertroffen ist«, stellte er in seiner Haushaltsrede zufrieden fest. Während der Verwaltungshaushalt um moderate 7,5 Mio. Euro (22 Prozent) auf 41,6 Mio. Euro wächst, legt der Vermögenshaushalt eindrucksvoll um 185 Prozent zu und wächst von 5,86 auf 16,69 Mio. Euro - ein überzeugender Beweis für die Stärke der Kommune und ihre Kraft als Investor für die heimische Wirtschaft, wie der Bürgermeister betonte. Der Geldsegen dürfe aber nicht dazu verführen, »unnötige und überflüssige Wunschkonzerte zu fördern«, mahnte er und forderte auch weiterhin eine verantwortliche Ausgabenpolitik ein. Was er damit meinte, formulierte er so: »Wir sollten uns auf das Notwendigste konzentrieren, denn es muss das primäre Ziel einer soliden Finanzpolitik sein, die Steuern und Abgaben unserer Bürger auf das Notwendigste zu minimieren.«
Der Wohlstand der Gemeinde ermöglicht es den Verlern, auch im kommenden Jahr Gebühren und Abgaben gelassen entgegen zu sehen. Hermreck: »Sie bleiben auf dem konstant niedrigen Niveau.« Und die Bürger können sich auf die Förderung von Einrichtungen wie etwa Libelle (14 000 Euro), Heimathaus (66 000 Euro) oder Familienzentrum (15 000 Euro) freuen. Auch bei den Einnahmen stellt sich das neue Jahr rosig dar: Bürgermeister und Kämmerei gehen davon aus, dass statt 17,5 Mio. mindestens 20 Mio. Euro Gewerbesteuern in die Kasse kommen.

Artikel vom 19.11.2005