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Bei Bodenfrost steigt Grünkohl-Hunger

»Kühlschrank-Wetter« gibt auf dem Hesselteicher Hof Hoffmeier den Ernte-Startschuss

Von Oliver Horst (Text und Foto)
Versmold-Hesselteich (WB). »Wenn die Scheiben am Auto freigekratzt werden müssen, geht die Saison richtig los«, sagt Matthias Hoffmeier. Der für jeden Autofahrer unliebsame Frost-Indikator ist für die Grünkohl-Fans der endgültige Startschuss. Und auch den Hesselteicher Bio-Bauern lassen die aktuellen Kühlschrank-Temperaturen jetzt die Ernte in größerem Umfang beginnen.

»Mit dem ersten Frost wird ein Teil der im Grünkohl enthaltenen Stärke in Zucker umgewandelt. Dadurch bekommt er sein besonderes Aroma«, sagt Matthias Hoffmeier. Grünkohl baut der Bio-Landwirt auf insgesamt einem halben Hektar Fläche rund um seinen Hof an der Oesterweger Straße an. Angesichts des bis vor wenigen Tagen vergleichsweise milden Novembers starte die Saison in diesem Jahr aber spät. Den exakten Beginn legen letztlich die Kunden -Êund das Wetter -Êfest. »Der Grünkohl stand schon gut auf dem Feld, als fast noch Grillwetter herrschte«, sagt Matthias Hoffmeier. »Seit einigen Tagen haben die Verbraucher aber Appetit auf die Grünkohlsaison bekommen. Vergangenen Samstag war unser Grünkohl beim Markt in Harsewinkel schnell ausverkauft.«
Wer direkt im Hofladen der Hoffmeiers, der dienstags und freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist, einkauft, der kann sicher sein, ganz frischen Grünkohl zu erhalten. »Wir gehen kurz vor Ladenöffnung zu Zweit aufs Feld und ernten einige Kisten voll«, erklärt Hoffmeier. Er liefert Grünkohl in seiner Urform -Ê»mit Strunk und allem Drum und Dran. So bleibt das Gemüse länger frisch als gehäckselter oder gezupfter Grünkohl und man sieht ihm dazu noch die Frische ganz genau an.«
Im hiesigen Raum ist Hoffmeier einer von wenigen, die Grünkohl anbauen. Auch auf Märkten werde deshalb oft gehäckselter Grünkohl aus dem Großmarkt angeboten. Hoffmeier setzt sein frisch geerntetes Wintergemüse nicht nur direkt an Endverbraucher ab, sondern auch an Bio-Läden.
Die beste Qualität liefere Grünkohl, den Hoffmeier als das »Winter-Highlight« bezeichnet, erfahrungsgemäß bis zur Jahreswende. Bei längeren Frostperioden habe man dann mit Tauben und Wildvögeln zu kämpfen, die das Gemüse anfressen. Zu kalt dürfe es auch nicht werden. »Bis minus zehn Grad lässt sich unser Grünkohl nichts anhaben. Ist er verfroren, ist er aber verloren.« Die Saison gehe bei ihm im Februar oder März zu Ende.
Früher habe Grünkohl wie auch andere Wintergemüse eine viel größere Bedeutung in der Ernährung der Menschen gespielt, sagt Matthias Hoffmeier. »Als es die Importwaren noch nicht gab, war man auf die Winterernte angewiesen. Und da bietet unser Boden eigentlich eine große Vielfalt.« Gut und gesund sind Grünkohl und Co. heute wie früher: »Das ist sehr vitaminreiche Kost, lecker dazu.« Mit Kartoffeln und Mettenden ist der frisch geerntete Grünkohl natürlich auch bei Familie Hoffmeier in dieser Saison schon auf den Tisch des Hauses gekommen.

Artikel vom 18.11.2005