18.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Angst geht der Sucht voraus

Aktionstag der Selbsthilfen im Bürgerhaus Espelkamp

Espelkamp (ko). Zum siebten Mal fand auf gemeinsame Initiative der Selbsthilfegruppen aus Espelkamp, Rahden, Stemwede, Lübbecke, Hüllhorst und Pr. Oldendorf im Bürgerhaus Espelkamp der »Aktionstag Sucht« statt. Das Motto lautete in diesem Jahr »Angst - Sucht - Angst«.

Teilnehmer waren die Gruppen des Altkreises aus der »Selbsthilfe Sucht«, vom Kreiskrankenhaus Lübbecke, die Suchtberatung des Kreises sowie die Fachstelle »Sucht« der Diakonie, die Drogenberatungsstelle, der Soziale Dienst der Vereinigten IKK, das Hexenhaus Espelkamp sowie die Klinik am Hellweg. Die Moderation hatten Andrea Schwarze vom Kreiskrankenhaus Lübbecke sowie Gerda Hodde von der Al-Anon-Gruppe Espelkamp übernommen.
Wie Stefan Höfelmeier, Diplom-Sozialarbeiter bei der IKK und Koordinator der Veranstaltung, erklärte, veranstaltete der Kreis Minden-Lübbecke im Jahr 1999 erstmals eine kreisweite Suchtwoche. Die Beratungsstelle des Sozialpsychatrischen Dienstes des Kreisgesundheitsamtes beteiligte sich an der Aktionswoche vor sechs Jahren mit dem ersten »Aktionstag Sucht« und gilt damit als Ideengeber.
Höfelmeier hob hervor: »Die Idee war von Anfang an, mit den Selbsthilfegruppen des Altkreises Lübbecke eine gemeinsame Veranstaltung zu organisieren, um das Miteinander der Selbsthilfegruppen und der in der Suchthilfe tätigen Institutionen zu fördern. Außerdem sollen sie nach außen hin über die umfassenden Hilfsmöglichkeiten für Menschen mit Alkoholproblemen und deren Angehörige informieren. Es geht dabei nicht um einen Konkurrenzkampf, sondern um die Vernetzung der Gruppen zugunsten der Betroffenen.«
Als Veranstaltungsort bot sich das Bürgerhaus Espelkamp als »Mittelpunkt« des Altkreises an. Wegen des großen Erfolges waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass der Aktionstag Sucht in Espelkamp zu einer festen Einrichtung werden sollte. Die Organisation und die Themen wechselten in den folgenden Jahren ständig.
Etwa 250 Besucher, darunter auch Jugendliche, zeigten am Mittwoch, wie groß die Bedeutung dieser Veranstaltung ist. Die Eröffnung erfolgte durch den Musikschulverband Espelkamp-Rahden-Stemwede. Ein Höhepunkt war die Theateraufführung der Gesamtschule Hüllhorst, die sich in Rollenspielen mit dem Thema »Sucht bei Jugendlichen« auseinandersetzte. Im Mittelpunkt stand aber der Vortrag des Referenten Dr. Thomas Redecker, der sich dem Motto des Abends »Angst - Sucht - Angst« widmete und die Dynamik der vielfältigen Verbindungen zwischen Sucht und Angst verdeutlichte. Bei etwa 30 Prozent der Alkoholkranken bestehe neben dem Suchtproblem eine Angststörung. Beides müsse unterschiedlich behandelt werden. Doch sei bei 80 Prozent zuerst die Angststörung vorhanden gewesen, dann die Sucht.
Das Thema »Angst« wird in der Klinik am Hellweg offen und wertschätzend psychotherapeutisch bearbeitet. Die erfolgreiche Bewältigung sowohl der Angststörung als auch der Suchterkrankung führt dazu, dass sich diese Menschen befreit fühlen, um ihr Leben optimistisch in die Hand nehmen zu können und deutlich an Lebensqualität gewinnen. Dieses wirkt sich positiv auf die betroffenen Patienten und auch auf deren Familien aus, so dass im Anschluss an die stationäre Behandlung in der Klinik ein zufriedenes und selbst gestaltetes Leben geführt werden kann. Landrat Wilhelm Krömer würdigte die Veranstaltung: »Der Aktionstag Sucht ist ein fester Bestandteil im Suchthilfeangebot des Altkreises Lübbecke«. Er dankte den vielen ehrenamtlich und hauptamtlich tätigen Menschen, die in der Suchtberatung wirken. »Das gute Miteinander dieser Gruppen ist eine Gewähr für eine aktive Hilfe für Begtroffene«, so Krömer.

Artikel vom 18.11.2005