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Frühstart bei der Turmsprengung

Schornstein »Imsande« fällt wie ein Baum - Detonation fünf Minuten zu früh

Von André Best (Text) und Sören Voss (Fotos)
Halle (WB). Ein dumpfer Knall, ein bisschen Staub - und schon lag der »Riese« platt auf dem Boden. Die Sprengung des 36 Meter hohen Schornsteins der ehemaligen Gerberei »Imsande« ist gestern ziemlich unspektakulär über die Bühne gegangen.

Mehrere hundert Schaulustige, darunter auch Mädchen und Jungen der Haller Lindenschule, waren an den Künsebecker Weg und den Maschweg gekommen, um ein Stück Haller Geschichte fallen zu sehen. Große Begeisterung kam jedoch nicht auf - zu klein war die Detonation, zu schnell ging der Turm zu Boden, zu wenig hatten die Verantwortlichen sich an die Zeitpläne gehalten.
Denn der Turm fiel, als zahlreiche Passanten noch gar nicht »in Position« waren. Exakt fünf Minuten vor zehn Uhr - also fünf Minuten vor der angekündigten Uhrzeit - röhrte es zweimal kurz aus einem Horn - und schon lag der Schornstein am Boden. Keine Lautsprecherdurchsagen, kein Countdown, keine heulende Sirene. Einige Hobbyfotografen und -filmer beschwerten sich, hatten sie doch kaum die Möglichkeit und Zeit, sich und ihre Technik »sekundengenau« auf den Moment der Sprengung einzustellen.
Sogar einige Grundschüler, die sich so auf das »Spektakel« gefreut hatten, waren enttäuscht. »Ich hätte lieber Sport gehabt. Die Stunde ist ausgefallen«, sagte ein Junge. Nach der unspektakulären Detonation mit Frühstart ging es für die Kinder wieder zurück zur Schule.
Der Vorgang selbst verlief ohne Probleme. Sprengmeister Werner Essing, der den Turm mit einem halben Kilo Dynamit »platt machte«, war zufrieden. Der Schornstein fiel schnurstracks in die richtige Richtung. »Genauso hatte ich es mir vorgestellt.«
Warum die Sprengung jedoch fünf Minuten zu früh über die Bühne ging, erklärte er so: »Die Straße war schon gesperrt. Auf Schaulustige konnten wir in diesem Moment keine Rücksicht mehr nehmen.«

Artikel vom 18.11.2005