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Sympathien verspielt

WM-Qualifikation: Umfrage zum Skandal von Istanbul

Von Stephan Arend
Altkreis (WB). Was war das für ein Fußball-Spiel? Nicht nur Millionen türkische Fußball-Fans fieberten Mittwoch Abend mit ihrer Mannschaft. Auch die neutralen deutschen Zuschauer waren vom Qualifikations-Rückspiel gegen die Schweiz fasziniert.

Der Schock folgte nach dem Schlusspfiff: Einige Spieler des Siegers bezogen in den Katakomben Prügel, auch Journalisten und Kameraleute wurden von türkischen Sicherheitskräften bedroht und geschlagen. Die »Hölle von Istanbul« sorgte auch am Tag danach bei den heimischen Fußballern für Gesprächsstoff.
Ramazan Bas (Stürmer des Landesligisten Spvg. Steinhagen): »Ich habe das Spiel zusammen mit meiner Familie gesehen. Die Türkei hat alles gegeben, doch die zwei dummen Gegentore haben am Ende den Ausschlag gegeben. Ich fand die Schiedsrichter-Leistung in Ordnung. Allerdings hat der Schiri einen Handelfmeter für die Türkei übersehen.
Bei so einer entscheidenden Partie sind immer viele Emotionen mit im Spiel. Im Hinspiel hat Magnin die türkische Ersatzbank provoziert, und Frei soll während der Hymne unseren Trainer beleidigt haben. Das ist in den türkischen Medien so berichtet worden. Dennoch: Nach dem Schlusspfiff muss das alles vergessen sein. Wenn man verloren hat, dann hat man eben verloren und muss dem Gegner Respekt entgegen bringen. Die Schweiz hat sich trotz der hitzigen Atmosphäre durchgesetzt und deshalb die WM-Fahrkarte auch verdient.«
Harald Fechner (Trainer des SC Halle): »Ich habe nur die letzten zehn Minuten und das Interview in den Katakomben gesehen. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass sogar Sicherheitskräfte auf die Spieler losgehen. Es zeigt sich auch in den unteren Amateurklassen, dass viele türkische Spieler eine andere Mentalität haben. Wenn sie führen, sind die Gegner gute Freunde. Wenn sie verlieren, kassieren sie am Ende oft rote Karten. Wenn das in Istanbul nach dem Schlusspfiff wirklich so schlimm war, dann ist eine saftige Strafe fällig.«
Nurettin Barka (Trainer Spvg. Steinhagen II): »Die türkische Mannschaft hat ein großes Spiel gezeigt. Doch alle Sympathien, die die Spieler in den 90 Minuten gesammelt haben, haben sie nach dem Schlusspfiff selbst wieder kaputt gemacht. Ich finde es absolut enttäuschend, was in Istanbul passiert ist. Ganz nebenbei ist das ein schlechtes Beispiel für die unteren Amateurklassen. Vor allem der türkische Trainer hat eine ganz schlechte Figur gemacht. Statt dem Gegner zu gratulieren und Fehler bei sich selber zu suchen, gibt er dem Schiedsrichter die Schuld für die Niederlage. Ich finde: Das Gespann war super. Da ist jetzt eine riesengroße Entschuldigung fällig.«
Arno Hornberg (Trainer des SC Peckeloh): »Ich kenne natürlich nicht alle Umstände. Doch wenn es wirklich so schlimm war wie berichtet, dann muss es einen Denkzettel geben. Die Sicherheit der Spieler und Zuschauer muss gewährleistet sein. Das gilt für jedes Spiel in jedem Land der Welt. Die Türkei von einem Wettbewerb ganz auszuschließen, wäre zu hart. Doch vielleicht muss die Mannschaft das nächste Qualifikationsspiel auf neutralem Platz bestreiten.«
Matthias Nowak (BV Werther): »Traurig, aber wahr: Die Vorkommnisse in Istanbul spiegeln das wider, was auch in der Kreisliga zu beobachten ist: Viele türkische Spieler können schlecht verlieren.«Bundessport

Artikel vom 18.11.2005