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»Tod ist kein Tabu«

Hospizkreis möchte ab 2006 Sterbende begleiten

Von Per Lütje
Löhne (LZ). »In der Hospizarbeit geht es nicht darum, dem Leben mehr Tage, sondern den restlichen Tagen mehr Leben zu geben«. Wohl kein anderer Satz, der die Broschüre des Hospizkreises Löhne ziert, könnte treffender ausdrücken, worum es dem im Juni gegründeten Verein geht. Und dazu gehört vor allem auch, das Thema Sterben zu enttabuisieren.

Pfarrer Christoph Ruffer ist Vorsitzender des Hospizkreises Löhne, dessen Geburtsstunde vor knapp zwei Jahren schlug. »Damals haben Mitarbeiter aus dem Eduard-Kuhlo-Heim und dem St.-Laurentius-Heim, die sich von Berufs wegen mit dem Thema Sterben auseinandersetzen müssen, bemängelt, dass es hier keine Hospizarbeit gibt.« So setzten sich Vertreter der Seniorenheime, der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden und der Stadt an einen Tisch und riefen schon kurze Zeit später die Hospizinitiative ins Leben.
Von einem stationären Hospiz, wie zum Beispiel in Lübbecke oder in Bielefeld, ist Löhne noch weit entfernt. »Wir leisten uns zwar ein paar Visionen, aber keine Utopie«, sagt Ruffer. Die Arbeit des Hospizkreises Löhnes sei jene des ambulanten Dienstes, um sterbende Menschen in Pflegeheimen aber auch in Privatwohnungen zu begleiten.
»Wir haben uns für die Planung bewusst lange Zeit gelassen, um herauszufinden, was wir wollen und was wir leisten können.« Gleichzeitig habe man Zeit gehabt, Mitstreiter zu suchen. »Die Hospizbewegung zielt darauf ab, dass sie große Kreise zieht. Wir wollen die Öffentlichkeit informieren, überzeugen und zur Mitarbeit bewegen«, erklärt der Geistliche.
Christoph Ruffer hält es für falsch, dass der Tod noch immer ein Tabuthema ist. »Die meisten Menschen haben unterschiedliche Strategien entwickelt, dieses Thema zu verdrängen. Unsere Auffassung ist es, dass der Tod ein Lebensthema ist.« Das solle nicht bedeuten, von morgens bis abends über das Sterben nachzudenken, jedoch offensiv mit der Angst vorm Sterben umzugehen und so eine Gelassenheit zu entwickeln.
»Oftmals stellt sich heraus, dass die Menschen Angst vor Schmerzen oder davor haben, was nach ihrem Tod mit ihrer Familie geschieht, nicht aber vor dem Tod selbst«, hat der Gohfelder Pfarrer festgestellt. Ruffer ist überzeugt, dass die heutige Generation ein anderes Verhältnis zum Tod entwickelt hat. »Das Sterben findet heute immer weniger innerhalb der Familie, sondern in Pflegeheimen und in Krankenhäusern statt.«
36 Freiwillige haben im vergangenen Jahr ein Orientierungsseminar beim Hospizkreis absolviert. »Die zentrale Frage war: ÝKann ich mir vorstellen, anderen Menschen zu helfen, die auf dem Weg in den Tod sindÜ?«, sagt Ruffer. Herauskristallisiert haben sich zwölf Frauen und zwei Männer, die bis Januar 2006 unter der Regie von Julia Bloech und Christoph Ruffer an drei Wochenenden und acht Abenden einen Befähigungskursus absolvieren.
Ruffer hofft, dass der Hospizkreis ab Frühjahr 2006 in der Lage sein wird, Sterbende auf ihrem letzten Weg zu Hause oder im Heim zu begleiten sowie deren Angehörige zu unterstützen - ehrenamtlich und kostenlos.
Wer die Arbeit des gemeinnützigen Vereins unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf das Konto Nummer 220 276 711 bei der Sparkasse Herford, Bankleitzahl 494 501 20, tun. Auskünfte über eine Mitgliedschaft erteilt Elisabeth Brune unter & 0 57 32 /100-237.

Artikel vom 19.11.2005