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»Drückt weiter
die Schulbank«

Flaute auf dem Ausbildungsmarkt

Von Moritz Winde
Löhne (LZ). Was kommt nach der allgemeinbildenden Schule? Mache ich eine Ausbildung, und wenn ja welche? Oder gehe ich zu einer fachspezifischen Schule? Diesen und vielen weiteren Fragen stellten sich am Mittwochabend im Rahmen der Berufsorientierung Vertreter der Berufskollegs des Kreises Herford. Denn die Schulabgänger der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Mennighüffen müssen aus einem großen Angebot, den für sie richtigen Zukunftsweg herauspicken.

Rudolf Schütte, Berufsberater der Agentur für Arbeit in Herford, weiß, wie schwierig den Jugendlichen diese wichtige Entscheidung für das weitere Leben fällt. Insbesondere Unentschlossenheit und Unwissenheit des Nachwuchses seien ein Problem. »Viele wissen gar nicht, welche Möglichkeiten sie haben«, sagte Rudolf Schütte, der Schülern und Eltern beratend zur Seite stand und über die einzelnen Wege informierte. Die acht Berufskollegsvertreter stellten das Konzept ihrer Schule vor und erläuterten die Angebote. Dabei wurden die jungen Menschen von den Pädagogen regelrecht umworben. Doch Rudolf Schütte warnte vor einer schnellen Entscheidung. »Das will sehr gut überlegt sein. Sonst geht der Schuss nach hinten los«, hat der Berufsberater es allzu häufig mit Abbrechern zu tun.
Schütte machte den Jugendlichen keine Illusionen und erläuterte, dass in Zeiten konjunktureller Flaute und daraus resultierender hoher Arbeitslosigkeit die Lage auf dem Arbeitsmarkt alles andere als einfach sei. »Ich rate jedem, weiter zur Schule zu gehen. Es macht Sinn, etwas für seine Bildung zu tun und einen möglichst hohen Abschluss zu absolvieren«, sagte der Fachmann.
Die Wahl der Schule sei jedoch mit Bedacht zu treffen. Denn ob Handwerk, Kaufmann oder Pädagoge, die Angebote der Berufskollegs sind vielfältig. Wer allerdings keine Lust mehr hat, jeden Morgen die Schulbank zu drücken, sollte sich um einen Ausbildungsplatz bemühen. Ein vorheriges Praktikum ist zum Schnuppern eine hilfreiche Variante. Doch Rudolf Schütte bestätigte, dass Ausbildungsplätze ein knappes Gut seien.
Bereits im Jahr 2004 fehlten in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke rund 1 500 Stellen. Und auch in diesem Jahr sehe es nicht viel besser aus. Die Betriebe seien aufgrund des politischen Durcheinanders mit der Vergabe sehr zögerlich. Daher rät der Experte, vorhandene Angebote zu nutzen. »Allerdings sollte man auch in diesem Bereich keine Kompromisse eingehen. Nur wenn sich der Schüler absolut sicher ist, den Beruf erlernen zu wollen, sollte er die Lehre beginnen.«
»Uns liegt es natürlich sehr am Herzen, die Schüler in gute Hände zu geben«, erklärte Heinz-Dieter Lohri. Er ist der Jahrgangsleiter der Stufen acht, neun und zehn der Bertolt-Brecht-Gesamtschule und kümmerte sich um die Organisation der Veranstaltung zur Berufsorientierung. Im vergangenen Jahr haben 90 Jugendliche die Schule in Mennighüffen nach der zehnten Stufe verlassen. »Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, die Schüler in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen«, war es Friedel Böhse, Schulleiter des Löhner August-Griese-Berufskollegs, ein besonderes Anliegen zu informieren.

Artikel vom 18.11.2005