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Zauberer mit
Zeichenstift

Rolf Escher: Mappe für Kunstverein

Herford (K-k). Das ereignisreiche Jubiläumsjahr des Herforder Kunstvereins geht mit einem weiteren Höhepunkt zu Ende. »Die Magie der Dinge« nennt sich die Ausstellung mit Bildern von Prof. Rolf Escher, des Zauberers mit Zeichenstift und Radiernadel, die am 26. November im Daniel-Pöppelmann-Haus eröffnet wird.

Escher ist dem Kunstverein eng verbunden. 1985 zeigte er hier bereits »Schauplätze«, 1995 »Dinge und Räume«. Seinem Stil und den von ihm bevorzugten Motiven ist er treu geblieben: Er findet sie in Bibliotheken, Kirchen und in profaner Architektur, aber auch in der häuslichen Umgebung. »Spurensuche« nennt das der Künstler.
So lautete auch der Arbeitstitel für die Ausstellung. Mit einer Delegation aus Vorstand und Beirat war der Kunstverein im April Gast im Essener Atelier des Künstlers. Schon bei der Vorabsprache hatte er sich bereit erklärt, zum 50-jährigen Vereinsbestehen ein aktuelles Mappenwerk aufzulegen. Unter dem Titel »Herford und Pöppelmann - eine Hommage« vereint es acht Zeichnungen: Vier der Kanzel in der Johanniskirche, eine Wiedergabe des Neustädter Brunnens sowie drei architektonische Details des von Pöppelmann errichteten Dresdner Zwingers. Bei der Spurensuche verband der Künstler beide Orte im doppelten Sinne mit dem Namen Pöppelmann: Herford und Dresden als Geburtsstadt und Schaffensort des Barockbaumeisters sowie die Kanzel von St. Johannis, die in alten Schriften Pöppelmann-Kanzel heißt, allerdings nach dem einstigen Bürgermeister der Neustadt.
Die Mappe mit acht Reproduktionen nach Originalen von Rolf Escher wird in einer Auflage von 150 Stück zum Verkauf angeboten, einer Vorzugsausgabe von 30 Exemplaren liegt die handsignierte und nummerierte Kaltnadelradierung »Herforder Brunnen« bei.
Wie akribisch Escher seine Spurensuche betreibt, ging beim Atelierbesuch der Herforder Gäste aus seinen Schilderungen hervor. Tagelang habe er in St. Petersburg im Puschkin-Museum gesessen, lange auch in der ehrwürdigen portugiesischen Universität Coimbra, aber auch in einem alten Frisiersalon in Lissabon. Andere Studien führten ihn nach New York oder in die Hamburger Börse, auch Schillers Schreibtisch stand ihm Modell. Stets war Escher auf der Suche nach Details, Einblicken, Durchblicken für geplante Ausstellungen oder Kunstbände.
Seit 30 Jahren bannt der Künstler, der eine Professur an der Fachhochschule Münster im Fachbereich Design hatte, seine Umwelt auf Papier. Was dabei herauskommt, ist mehr als die Abbildung der Wirklichkeit. Es ist das Rätselhafte, das Geheimnisvolle, das Rolf Escher an seinen Motiven interessiert, das aus seinen gezeichneten Geschichten spricht. Doch es tauchen in seinen Werken auch Insekten, Meeresgetier, Totenschädel und andere Vanitas-Motive auf. Er spielt dann mit dem Punkt, an dem Melancholie sich in Tragik wandelt und das Makabre ins Komische gleitet.
Escher zählt zu den bedeutendsten Zeichnern und Graphikern der Gegenwart: Davon können sich die Besucher der Ausstellung, die bis zum 22. Januar dauert, überzeugen.
Doch zuvor sind dort noch bis Sonntag, 20. November, unter dem Titel »Stars & Passion« Gemälde von Heiner Meyer zu bewundern. Der Bielefelder Künstler präsentiert seine spezielle Pop-Art, mit der er in vielen Ländern Bewunderer und Sammler gefunden hat - von den USA bis nach Japan.

Artikel vom 17.11.2005