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»Habe stark an mir gezweifelt«

Fußball-Kreisliga: Hägers Coach Jörg Müller plagten Rücktritts-Gedanken

Altkreis (vos/star). »Bis zur Winterpause wollen wir in anderen Tabellenregionen stehen«, hatte Hägers Jörg Müller vor vier Wochen in Abstiegsnot als Weihnachts-Ziel ausgegeben. Und siehe da: Mit sieben Punkten aus drei Spielen hat der »kleine HSV« in der Fußball-Kreisliga A schon jetzt einen großen Schritt gemacht.

Abstiegsplatz, 1:9-Debakel gegen Hillegossen, dazu noch der lange Ausfall des Torgaranten René-Vemmer-Schiller - im September sah es in Häger ganz düster aus. »Ich habe stark an mir gezweifelt«, gibt HSV-Coach Müller rückblickend zu: »Ich mache das jetzt zehn Jahre. Aber das war eine meiner schlimmsten Phasen.«
Doch beim HSV ließ man sich nicht entmutigen, wusste ob der eigenen Stärke, dass die Trendwende nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Und es bestätigte sich die Schnelllebigkeit des »Fußball-Geschäfts« auch auf Kreisebene. Nur einige Wochen später sind die dunklen Wolken verflogen, auch die Rücktrittsgedanken längst vergessen. »Die Mannschaft macht Fortschritte«, berichtet der Übungsleiter und spricht plötzlich von der schönsten Situation, die ein Trainer erleben kann: »Man sieht, dass sich jeder Einzelne von Spiel zu Spiel verbessert. Stephan Pleye beispielsweise war von zwei Jahren nur Auswechselspieler, mittlerweile ist er ein Garant.«
Letztendlich dazu beigetragen, dass sich die Mannschaft am eigenen Schopf aus dem Schlamassel ziehen konnte, hat auch Dominik Drees. Aus Steinhagen gekommen, hat sich der Ur-Hägeraner in der alten Heimat sofort integriert und mit seinen wichtigen Toren (aktuell sieben) für eine klingelnde Punktekasse gesorgt. Müller: »Er passt einfach zu uns. Und ich weiß nicht, ob er sich auch so weiterentwickelt hätte, wenn wir ganz oben gestanden hätten.«
Verstummt sind in Häger jedenfalls vorerst die Rufe nach einem Comeback des privat eingespannten Maik Slotta. »Ich stehe in engem Kontakt zu Maik. Wir sind aber beide der Meinung, dass es die Mannschaft vorerst ohne ihn schaffen kann. Und gerade das wird den Jungs noch mehr Selbstvertrauen geben«, sagt Müller, der dennoch eine Rückkehr des Rotschopfes voraussagt. »Maik hat Lust. Wir müssen gemeinsam aber noch den richtigen Zeitpunkt abpassen.«
Ebenfalls eine positive Entwicklung hat Spvg. Steinhagen II zuletzt durchgemacht. »Wir haben gezeigt, dass wir auch ohne Unterstützung der ersten Mannschaft was holen können«, freute sich Coach Nurettin Barka über den 1:0-Sieg seines Ausbildungsbetriebes gegen VfL Theesen II. Pech hatte Peter Kopka, der als einzige Landesliga-Leihgabe den Platz verletzungsbedingt vorzeitig verlassen musste. Die Diagnose: Bänderriss. Der andere Unglücksrabe des Abends trug das Trikot des Gegners. Eigens wegen der Geburtstagsfeier von Theesens Björn Borm war das Spiel auf Samstag vorverlegt worden. Doch mit zwei verballerten 1000prozentigen Chancen verdarb sich der VfL-Angreifer selbst die Partylaune.
Der große Versmolder Befreiungsschlag in der Fußball-Kreisliga B blieb aus. Doch immerhin rettete Oswaldo Fernandez der Spvg. einen Zähler. Beim spektakulären 5:5 im Kellerduell mit Kickers Sennestadt traf Fernandez in der Nachspielzeit. Für Gesprächsstoff sorgte auch das Comeback von Dirk Baumann. Der ehemalige Oberliga-Kicker spielt eigentlich für die Altherren, ist aber trotz mangelnder Fitness eine wertvolle Verstärkung fürs B-Liga-Team. »Ich habe einen guten Draht zu den Oldies. Dirk hat sich bereit erklärt auszuhelfen. Er kann mit seiner Erfahrung die junge Truppe führen, bringt die nötige Ruhe ins Spiel«, so Coach Joel Quintana. Zwar werden Bau-mann oder andere Spvg.-Routiniers nicht immer in der B-Liga auflaufen. Doch in wichtigen Partien - und wenn Not am Mann ist - wird sich Quintana nicht scheuen, bei den Altherren um Verstärkung anzufragen.

Artikel vom 17.11.2005