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Von Carsten Reinhardt

Warburger Aspekte

Energie nach Maß


»Sparsamkeit ist das Gebot der Stunde« - so lautet ein Satz, der immer wieder zu hören ist. Wenn es denn einen Bereich gibt, auf den diese Aussage aktuell in besonderem Maße zutrifft, dann ist es der Energiesektor. Angesichts hoher und kräftig steigender Energiepreise wissen Privathaushalte und Wirtschaftsunternehmen nur zu gut, dass sie wegen der enormen Kosten mit diesen Ressourcen maßvoll und eben sparsam umgehen müssen.
Dass ein entsprechendes Denken längst auch in die öffentlichen Verwaltungen Einzug gehalten hat, zeigte in dieser Woche die Stadt Borgentreich mit einer ungewöhnlichen Idee. Mit ihrer Teilnahme an dem »European Energy Award«, einem europaweiten Wettbewerb zum Energiesparen und Klimaschutz, möchte sie ein Zertifikat erlangen, das ihnen intensive Bemühungen und herausragende Leistungen in dieser Sache bescheinigt.
Was ist dieses Zertifikat wert? Eine Menge. Es bestätigt der städtischen VorgehensweiseĂŠauf diesem Gebiet ein hohes Niveau, und das nach europaweit anerkannten Kriterien - dies gegenüber der ortsansässigen Bevölkerung, aber auch nach außen hin gegenüber Menschen oder Firmen, die sich in der Börde ansiedeln möchten.
Der »Award« ist ein Gütesiegel - aber eben auch weit mehr. Der Stadt geht es in erster Linie um ein umfassendes Konzept, den Energiebereich systematisch auf den Prüfstand zu stellen. Wo sind Stärken, wo sind Schwächen, wo gibt es Potenziale für umweltgerechteres und kostengünstigeres Wirtschaften? Hierauf werden Antworten gesucht. Bei den Einsparmöglichkeiten, die sich konkret beziffern lassen, geht es vorrangig um den Gas-, Öl-, Strom- und Wasserverbrauch in städtischen Gebäuden. Und es geht um die Bewertung von konkreten Ideen, ob nicht beispielsweise für eine bessere Energiebilanz beim Betrieb des Freibades künftig Solarwärme genutzt werden sollte. Sicher ist: In dem auf vier Jahre angelegten Zertifizierungs-Prozess wird eine berechenbare und tragfähige Grundlage geschaffen, mit der Borgentreich künftig in Energiefragen kompetent verfahren kann.
Experten, die den Energie-Wettbewerb bereits in anderen, vergleichbaren Städten betreut haben, wissen von jährlich denkbaren Einsparpotenzialen in fünfstelliger Höhe zu berichten. Das ist bares Geld, das der Allgemeinheit dann an anderer Stelle zur Verfügung steht.
Wenn denn, wie in Borgentreich erhofft, am Ende die »Sparsamkeit als Gebot der Stunde« in ökologischer und ökonomischer Hinsicht gleichermaßen zum Tragen kommt, dann könnte sich die Teilnahme am »European Energy Award« später einmal als wichtiger Bestandteil einer vorausschauenden Politik erweisen und sich auf lange Sicht für die Bevölkerung auszahlen.

Artikel vom 19.11.2005