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Antragsflut kaum
noch zu bewältigen

Hartz IV: Im Kreis fehlen mindestens 20 Stellen

Gütersloh (mdel). Die Mitarbeiter der GT Aktiv GmbH und der kommunalen Arbeitsgemeinschaften stoßen an ihre Belastungsgrenzen. Sie sehen sich einer Antragsflut ausgesetzt, die sie kaum noch bewältigen können. Güterslohs Sozialdezernent Andreas Kimpel schlug jetzt Alarm.

Bei der Planung durfte aufgrund einheitlicher Kalkulationsgrundlagen des Bundes nur mit einer Fallzahl von 8300 Beziehern von Arbeitslosengeld (ALG) II im Kreis Gütersloh gerechnet werden. Die Realität sieht anders aus: Allein bis September waren 10 257 Anträge zu bearbeiten. Aus sechs Kommunen liegen bereits Überlastungsanzeigen vor. In Gütersloh zum Beispiel wurde die ursprüngliche Planung um 24 Prozent übertroffen.
Kimpel bemängelt die unzureichende Personalausstattung. Im Bereich wirtschaftliche Hilfen fehlten im Kreis 20 Stellen, sieben seien es - bei einer konservativen Betrachtung - in der Stadt Gütersloh. Woher das Geld hierfür kommen soll, steht angesichts der Sparzwänge des Bundes in den Sternen. »Die Deckel sind fest verschlossen«, bedauert Kimpel.
Für zwei auf ein Jahr befristete Sachbearbeiter-Stellen überlegt die Stadt, ob sie die Kosten in Höhe von 114 000 Euro übernehmen soll. Die Kommunalpolitik reagiert kühl auf diesen Vorschlag. »Es ist nicht die Aufgabe der Kommunen, diese Stellen zu finanzieren. Dieses deutliche Signal sollte man auch an die GT Aktiv GmbH senden«, meinte die SPD-Fraktionschefin Ingrid Tiedtke-Strandt in der jüngsten Hauptausschuss-Sitzung. Der Christdemokrat Dr. Thomas Foerster warnte gar vor einem »Dammbruch«. Entscheiden muss jetzt der Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Soziales der Stadt.
Bleibt es beim Status quo, befürchtet Andreas Kimpel weitreichende Konsequenzen. Er appelliert, das Thema nicht nur unter finanziellen, sondern auch unter arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten zu betrachten. »Wenn wir an so einer Stelle nicht investieren, dann schlägt uns das irgendwann drei- bis vierfach wieder entgegen.« Sollten die vorhandenen Mitarbeiter mit der Vielzahl von Fällen weiter allein gelassen werden, sieht der Gütersloher Sozialdezernent ein weiteres Problem auf die GT Aktiv GmbH zurollen. »Dann wird die Zahl der Krankenmeldungen deutlich ansteigen, weil die Beschäftigten die Arbeit nicht mehr bewältigen können.« Keine rosigen Aussichten, zumal es weitere Baustellen gibt. Andreas Kimpel zufolge müsste auch die Qualifikation der Mitarbeiter nachhaltig verbessert werden.

Artikel vom 16.11.2005