16.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Menschen
in Schlangen
Brigitte Förster
Rentnerin

Gerne blättert Brigitte Förster in alten Familienbildern. Sie ist auf einem Bauernhof in Meerhof aufgewachsen. »Damals auf dem Hof lief alles noch ganz anders als heute. Das ist schon interessant«, meint sie. Als jüngste von fünf Kindern habe sie wie ihre Geschwister auch immer mit anfassen müssen. »Wir Kinder haben natürlich die leichteren Tätigkeiten übernommen, wie das Essen auf das Feld zu bringen oder im Haushalt zu helfen«, berichtet sie. Als besonders anstrengend hat sie in Erinnerung, wenn im Sommer die Kleereuter aufgeschichtet wurden. »Aber zwischendurch gab es dann eine Pause, in der wir erst einmal ordentlich gegessen haben. Das war immer sehr schön.«
Generell habe ihr das arbeitsreiche Leben auf dem Hof damals aber nicht zugesagt. »Selbst sonntags tauschten wir die schönen Kleider gegen die Latzhose. Das war manchmal ganz schön hart. Als ich 18 Jahre alt war, bin ich daher auch sofort weg gezogen«, erzählt die Rentnerin. »Doch aus heutiger Sicht mit ein bisschen Abstand war das mit die schönste Zeit in meinem Leben.«
Gerne erinnert sich die Mutter von vier erwachsenen Kindern, die seit 1973 in Schlangen lebt, auch an die Vorweihnachtszeit in ihrer Kindheit. »Das war immer eine sehr ruhige und harmonische Zeit, längst nicht so hektisch wie heute«, sagt sie. »Vielleicht liegt das mit daran, dass es kaum Geschenke gab. Das war nicht so wichtig, das Fest an sich und die Familie standen noch mehr im Mittelpunkt.«
Überhaupt sei das Familienleben auf dem elterlichen Hof in der dunklen Jahreszeit intensiver gewesen. »Dann war das Vieh im Stall und es wurde mehr im Haus gearbeitet«, berichtet Brigitte Förster. Vor dem Haus gab es einen Teich auf dem sie Schlittschuh gelaufen sei. »Wir haben Schneelabyrinthe gebaut und manchmal hat mein Bruder das Pferd vor die Schlitten gespannt. Das war ein riesiger Spaß.«
Heute in Schlangen steckt Brigitte Förster viel Zeit und Liebe in ihren Garten. »Das ist vielleicht ein bisschen aus der Zeit in der Landwirtschaft übrig geblieben«, sagt sie. Und eine kulinarische Familientradition hält sie ebenfalls aufrecht. »An Heiligabend gab es schon immer Würstchen mit Kartoffelsalat. Da freut man sich richtig drauf.«Maike Stahl

Artikel vom 16.11.2005